Lang, viel zu lang lag dieses Buch auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher). Denn nach kurzen Startschwierigkeiten war ich schnell gefangen von der funkensprühenden Schreibe des hochgeschätzten Stephen Fry. An sich liest sich die Ankündigung des Buchrückens reichlich fad: „Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn Hitler nie geboren worden wäre.“
Nicht dass dieses Thema schon ausreichend ausgewalzt wäre (s. Hitler Time Travel Exemption Act) Doch Fry vermag es durch ein äußerst dichtes Geflecht an Handlungssträngen und außergewöhnlichen Spannungsmomenten diesem Gedankenspiel soviel Leben einzuhauchen, dass ich seit länerer Zeit mal wieder Schwierigkeiten hatte, ein Buch au der Hand zu legen. Ich bin nachhaltig entzückt und empfehle, ohne viel zu verraten, diese Buch wärmstens.
Nur eine Sache muss nachgetragen werden. Ein Umstand, der mich wirklich enorm verärgerte und den Lesegenuss anfangs fast endgültig verdarb. Zu Beginn der Geschichte behandelt die Handlung, welche mit vielen historischen Fakten gespickt ist, den Umstand, dass die Häftlinge in den KZ’s verschiedenfarbige Winkel an ihrer Kleidung tragen mussten, die ihre Einordnung erleichterten. Hier wird erklärt, dass der rote Winkel für die Gruppe der Zeugen Jehovas stehen würde. Dies ist definitiv falsch und wird auch späterhin nicht als Teil des Subtexts oder sonstwie handlungsrelevant aufgelös,. so dass dieser offensichtliche Fehler erklärt würde. Die rote Farbe ist nun auch die mir mit Abstand bekannteste Farbe in Hinsicht auf die Häftlingskleidung dieser Zeit. Denkmäler im Osten unseres Landes erinnern an diesen Winkel, Bücher hierzu sind zuhauf erschienen – kurz: Die Politischne trugen einen roten Winkel und nicht die Zeugen Jehovas. Diese mussten lila Winkel tragen. Es tut mir leid, dass die Kritik an diesem Fehler hier mehr Raum beansprucht als das Lob an dem Buch als solchen, aber so ein peinlicher Fehler schmerzte mich bei einem sonst grandiosen Buch nur umso mehr.