Wenn man wie meine Wenigkeit zur Fortbewegung in der Großstadt entgegen aller Widrigkeiten und Hemmnissen voll auf den öffentlichen Nahverkehr setzt, weiß man um die Verletzbarkeit dieses Treibens. Wie oft erwischte mich die irrwitzige Vorstellung was aus mir werden würde wenn eines Tages meine Lebensader U6 nicht mehr fahren würde. Wenn sie von einen Tag auf den anderen nicht mehr schneidig und scheinbar mühelos die Nord-Süd-Tangente entlangrattern würde. Doch es kam wie es kommen musste – eines Tages sah ich mit zitterndem Blick eines von jenen gelb-kreischenden Bauankündigungsplakaten. Es war soweit. Im Dienste der langangekündigten “Kanzler-U-Bahn” (offizieller Titel: Unternehmen Lückenschluss) wurde die Hauptschlagader meiner Mobilität kurzerhand abgeklemmt. Bis Herbst 2013 soll der Spaß nun gehen! Doch letztlich gewöhnt man sich an alles. Schließlich war die gräuliche Zeit mit SEV in beide Richtungen; zweimal Umsteigen und 500m Laufen zeitlich begrenzt und hat sich mittlerweile hin zu einem annehmbaren Spaziergang zwischen Friedrichstraße und Französischer Straße gewandelt. Was bleibt ist die hiermit verbundene, wohl lächerlichste Aktion der BVG, an der ich je die Ehre hatte, teilzunehmen. Kurz bevor die Unterbrechung Wirklichkeit werden sollte, zogen schüchterne BVGler durch die Waggons und informierten die Bevölkerung von ihrem Vorhaben. Neben buntbedruckten Prospekten und lustloser Redseligkeit hatte sie auch lustige gelbe Streifen mit dabei, die zu einem aufregenden Gewinnspiel animieren sollten. Wenn, so die Mission, man in der harten Zeit der Unterbrechung es schaffen sollte, besagten Streifen an 17 unterschiedlichen Tagen an den beiden Transferstaionen abzustempeln und ihn dann zur BVG zu schicken, käme man in die Auswahl “mit tollen Preisen” belohnt zu werden. Nun, was soll ich sagen. Ich machte tatsächlich mit. Hauptsächlich weil ich einfach einmal wissen möchte, was man bei der BVG unter “tollen Preisen” versteht. Mir schwant diesbezüglich ja Fürchterliches! Nun ist er akkurat und mustergültig vollgestempelt und geht heute in die Post. Meine Aufregung ist kaum in Worte zu fassen. Sobald die Gewinne über mich herabgepurzelt sind, werde ich es selbstverständlich keinesfalls unterlassen, euch Kunde von den erhaltenen Schätzen zu geben!