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Der Triglav – ehemals höchster Berg Jugoslawiens – hat an Rang und Ehre wenig Einbußen zu verzeichnen ob der zänkischen Kleinstaaterei zu seinen Füßen. So gilt er halt aktuell als heiliger Berg der Slowenen, wobei er auf den ersten Blick nicht direkt den Eindruck macht, als wäre er die Art von Gesteinsmasse, die viel auf Titel oder Kategorien gibt. Mithilfe einer unüberschaubaren Anzahl von zackigen Geschwisterbergen reißt er den Horizont auf eine derart ungestüme Art auseinander wie es die Skyline des Balatons eher seltener tut. Von nahezu jedem Ausgangspunkt einer Wanderung durch den „Triglavski Narodni Park“ kann man einen Blick auf diese absurd hohe und verschnörkelte Kalksteinsynphonie erhaschen. Jegliche Gedanken, ob man irre ist, auf diese Berge weiter zuzulaufen, sollte man tief durchatmend von sich abwerfen. Jeder Schritt und jeder Schweißtropfen ist es wert, dieses kostbare Reservat einer heilen Natur aus einer längst verloren geglaubten Zeit erleben zu dürfen.
Andere Wissensquellen
Es gibt mit Sicherheit zahlreiche Reise- und Wanderführer. Ich kann leider keine Bücher durch eigene Lektüre empfehlen, da das Packmaß einer längeren Radreise wie jener, auf der wir uns aktuell befanden, die Mitnahme von Büchern, selbst dieser Größe nicht erlaubte. Ich glaube aber, dass ich aufgrund voriger Erfahrungen die Bücher von freytag&berndt sowie von Rother unbesehen empfehlen kann.
Anreise
Die Anreise aus Deutschland ist wirklich denkbar simpel. Man kann hier entweder die genüssliche Einreise mit der Sparschiene der ÖBB über Wien oder den Super Sparpreis Europa der Deutschen Bahn über München wählen.
Herumreisen
Die Fortbewegung im Musterländle Slowenien ist nicht ganz so musterhaft wie man denken sollte, aber immer noch auf einem hohen Niveau. Die Bahn fährt einige Orte an und auch die Busverbindungen sind ausreichend. Doch setzt all dies eine gewisse Recherche voraus und ist natürlich wie alles in Slowenien recht teuer. Die Anreise zum Nationalpark ist beispielsweise mit beiden Verkehrsmitteln möglich. Die Anreise mit dem Zug allerdings nur von Norden mit Ausgangspunkten in Jesenice oder Radovljica. Komfortabler ist es hier aber sicherlich in Ljublana einen Bus zu nehmen, denn diese bringen einen deutlich näher ans Gebirge heran. Nach Kranjska Gora beispielsweise fuhren wir für unsere kleine, im folgenden skizzierte Wanderung. Es wäre aber auch problemlos möglich nach Bled oder Tolmin zu fahren.
Charakteristik des Gebirges
Es ist ein schroffes Gebirge, welches dank des hellen Kalksteins in manchen Momenten zu fluoreszieren scheint. In Sloweniens einzigen Nationalpark trifft man auf eine pralle, überschäumende Natur wie man sie bisweilen schon nicht mehr vorstellen kann. Speziell wenn man von Berlin mit dem Rad hierher reiste und auf dem Weg etliche verdorrte und absterbende Landschaften ertragen musste. Neben den Bergen und Felsen, die zum Wandern, Bergsteigen oder Klettern einladen gibt es hier halbwegs gesunde Wälder. Dazu Gletscherseen, Karstquellen und Wasserfälle. In dem, für das Hochgebirge typischen Karst gibt es über 600 entdeckte Höhlen.
Regeln&Gesetze
Zelten verboten! Natürlich gehört diese Regel zum Sortiment der meisten Nationalparks, doch hier sollte man sich wirklich dran halten. Die Slowenen verstehen hier wenig Spaß und sie haben die Möglichkeiten und die Energie mögliche Querulanten aufzuspüren und ihnen das Leben schwer zu machen. An sich wäre das ja auch kein Problem, denn es gibt genug schöne Plätze auf der Welt zum Zelten. So es der Natur hilft, ziehen wir uns gerne auf ein eingehegtes Reservat in Form einer Baude oder eines Campingplatzes zurück. Wenn es hier eben nur nicht so verflucht teuer wäre. Und das ist es! Die eine Übernachtung die wir uns notgedrungen gönnten (eine von zwanzig Matratzen auf einem ausgebauten Dachstuhl) kostete soviel, dass wir vor Verdatterung nicht mal sauer wurden. Völlig konsterniert liefen wir am nächsten Tag weiter und resümierten erbittert: So schön es auch ist, zu diesen Bedingungen nie wieder. Da kennen wir andere idyllische Orte am Busen der Natur wo wir nicht dermaßen abgezogen werden.
Ausrüstung&Fitness
Für die hier beschriebene Wanderung braucht es nicht viel mehr als den in meinen anderen Ratgebern schon oft zitierten „Goldstandard“ für draussen: festes, knöchelhohes Schuhwerk mit ausreichend Profil und optionalen Gamaschen, Regenschutz, Zelt, Schlafsack, Isomatte, Taschenlampe, Messer, Kocher, Proviant (so viel eben nötig ist für die geplante Zeit, denn der Suppenpreis auf den Hütten ist selbstverständlich an den irrsinnigen Matratzenpreis gekoppelt). Aufmerksamkeit sollte man den Öffnungszeiten der wenigen Lebensmittelläden am Fuße der Berge widmen: Sie schließen werktags 18 Uhr.
Besonderheiten
Auf die überhöhten Preise hatte ich schon hingewiesen, auch die Mahnung es hier mit wildzelten besser bleiben zu lassen. Was gäbe es in dieser Kategorie sonst noch Erwähnenswertes? Zum Beispiel diese dicke, fette Straße, die sich einmal quer durch den achso geschützten Nationalpark schlängelt. Nun soll hier nicht das Existenzrecht der Asphaltstraße als solche in Abrede gestellt werden. Ganz im Gegenteil, für eine gut flutschende Infrastruktur an Zubringern braucht es selbstverständlich Straßen. Doch es fühlte sich irgendwie merkwürdig an, als wir an unserem zweiten Tag am Aufstieg schwitzten und aus dem Wald unablässig nervtötendes Gehupe und röhrende Motoren von Felswand zu Felswand echoten. Der Schutz der Natur, der sich für uns in hohen Eintrittsgebühren und Preisen sowie einem penibel gepflegten Verbotskatechismus offenbarte, galt offenbar nicht für unsere motorisierten „Naturfreunde“. Mehrfach fragten wir uns wer der Natur wohl mehr schaden würde: Ein still aufgebautes Zelt zwischen den Bäumen oder eine stundenlange, ohrenbetäubende Rallye durch eine der letzten Naturoasen Mitteleuropas?
Routenempfehlung
Tag 1: Anfahrt von Ljubljana nach Kranjska Gora mit dem Bus (€2,70). Entspannter Spaziergang (7km, 360Hm) zur Hütte „Mihov Dom na Vršim“. Ausreichend Bargeld sollte vorhanden sein. Eine Matratze unter dem Dach ist für lächerliche €23 zu haben. Jegliche sonstigen Extras wie eine Suppe, Bier oder Bettwäsche schlagen noch härter ins Kontor.
Tag 2: Die erste Tageshälfte steht zweifellos im Zeichen des Aufstiegs. (18km, 830Hm hoch, 1317Hm runter) Es geht gemächlich durch herrliche Mischwälder bergan. Kurz hinter der Hütte kann noch eine orthodoxe Holzkirche bestaunt werden. Diese wurde während des ersten Weltkrieges von russischen Kriegsgefangenen erbaut. Außerdem hauten diese hier unter miesesten Bedingungen einige Straßen durch das lebensfeindliche Gebirge. An der Hütte „Poštarski dom“ bietet sich eine erste Rast an. Ein paar Meter entfernt von hier kann eine der spektakulärsten Naturdenkmäler besichtigt werden: Das heidnische Mädchen. Danach gibt es nicht viel mehr zu tun als gemessenen Schrittes die erreichte Höhe und mit ihr die teils unwirklich, ja geradezu absurd scheinenden Aussichten zu genießen. Nachdem die oben ausreichend geschmähte Autostraße passiert ist, kommt nun der Moment der Entscheidung: geht man nach links ab, wagt man den Aufstieg zum Triglav, schlägt man sich rechts hinunter ins Tal, kann man sich wenige Stunden später am azurblauen Quellwasser der Soča laben. Wir entschieden uns für Letzteres und folgten einem Pfad, der uns die Knie zum Quietschen brachte. Doch das Erlebnis der Soča-Quelle war dies auf jeden Fall wert. Auch wenn allein der Weg zu dieser eine unerwartet mühsame Kletterei bedeutete. Danach mäandert der Weg in entzückender Gelassenheit an der Soča entlang, jenem Fluss, den sich diese Wanderung am nächsten Tag mit aller gebührenden Aufmerksamkeit widmen wird. Unser Ziel für diesen Tag war das Kamp Triglav, ein grundsolider kleiner Campingplatz. Eiskaltes Feierabenbier ist im wenige Meter entfernten Restaurant zu bekommen.
Tag 3: So man sich mit dem Triglav -Nationalpark zu beschäftigen beginnt, begreift man früh, dass es hier entschieden mehr Attraktionen gibt als der namensspendende Gipfel. Die Soča ist ohne jeden Zweifel eine davon. Wir entschieden uns für sie und wir sollten es nicht bereuen. 17 Kilometer und überschaubare 648 Höhenmeter ging es mal auf der einen Seite, mal der anderen Seite hinab. Wir wagten uns über schwankende Brücken, sonnten uns mit Füßen in dem sprudelnden Wasser und weideten unsere Augen an dem unglaublichen Spektrum an Farben in denen dieser Fluss zu schillern vermochte. Doch die Alleskönnerin Soča bezirzte nicht nur mit Farbspielen und anderen Spezialeffekten wie jeder gewöhnliche Bergbach, nein, die Soča verfügt über eine Superkraft, die nur wenige Fließgewässer beherrschen – sie konnte abrupt verschwinden und nach knapp einem Kilometer kommentarlos wieder auftauchen. Fazit: Eine der schönsten Flusswanderungen, die auf diesem Planeten möglich ist. Nachdem der Soča-Trail recht überganglos endete, standen wir auf der Straße. Dank Anhalterglück waren wir schnell in Kal-Koritnica und von dort mit dem Bus weiter nach Bovec, wo dieser wunderschöne Ausflug in die Berge dann endete.
Gesammelte Links
- mit der Bahn durch Slowenien
- Anreise über Wien oder über München
- Nomago, der Monopolist für Busfahrten in Slowenien
- Kamp Triglav, empfehlenswerte Basis für Expeditionen in die Berge
- Soča-Trail, eine der bezauberndsten Flusswanderwege, die unser bezaubernder Planet im Angebot hat
Wunderschön, wie eigentlich überall in Slowenien.
Ich war zuletzt vor mehr als 20 Jahren dort, da war es noch nicht so teuer. (Oder mir ist es nicht aufgefallen, weil ich damals noch Rechtsanwalt war.)
Und das mit der Autobahn durchs Naturschutzgebiet erinnert mich an Kanada.
Tolle Natur, aber alles verboten. Zelten verboten, Essen verboten (wegen der Bären), Rauchen verboten, aber dann donnern die Trucks an einem vorbei.
Vielleicht ist Slowenien doch nicht Osteuropa, wenn die da so streng sind?
Nun, eine Autobahn war es nicht, lediglich eine Fernverkehrsstrecke und sie fiel nur deshalb so unangenehm auf weil zum Zeitpunkt unserer Wanderung hierauf eine Rallye stattfand. Das macht es aber alles nicht viel besser.
Ich verorte Slowenien schon länger eher nach Österreich und so würde ich es Freunden und Bekannten auch immer empfehlen. Genau genommen fühle ich mich in manchen Ecken Österreichs mehr auf dem Balkan als in dem blankgeputzten Slowenien.
In Wien-Ottakring zum Beispiel!
Ich hatte mal eine Freundin aus Slowenien, der es auch wahnsinnig wichtig war, anhand irgendwelcher Gebirgsverläufe und Wasserscheidelinien zu erklären, warum Slowenien schon geographisch und geologisch keineswegs und niemals zum Balkan gehörte. (Bis sie irgendwann verschämt zugegeben hat, dass es für sie persönlich keinen Unterschied macht, weil ihre Mutter aus Kroatien war.)