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Nach langer Radpause hatten wir uns gerade wieder auf unseren Rädern eingerichtet. Pfeilschnell sausten wir die paar Meter von Saranda hinunter nach Griechenland, da tauchte die Vikos-Schlucht auf unserem Radar auf. Weniger der fragliche Superlativ, der „tiefste Schlucht der Welt“ als vielmehr die Sehnsucht nach der vielleicht für lange Zeit letzten Chance auf satte, grüne Wälder ließen uns kurzentschlossen absatteln und in die Wanderschuhe schlüpfen. Wir sollten diese Entscheidung nicht im geringsten bereuen, daher hier in gewohnter Manier die Anleitung zum nachmachen.
Anreise
Zentraler Ausgangspunkt für diese Wanderung ist ganz klar Ioannina. Die Hauptstadt der Provinz Epirus liegt keine 40km entfernt vom Startpunkt der empfohlenen Wanderung. Doch die Anreise aus Deutschland ist per Zug nur mit einem stattlichen Zeitpolster zu erreichen (Mögliche Varianten wären hier bspw. über Bari und dann mit der Fähre nach Igumenitsa oder nach Thessaloniki über Belgrad) Und dann gehen die Probleme sowieso in die nächste Runde, da die Anbindung von Ioannina ohne eigenes Auto schlichtweg nicht möglich scheint. Somit richtet sich diese Wanderempfehlung eher an Menschen, die sich geradein Griechenland aufhalten und schauen was man hier denn außer dem klassischen Strandprogramm noch machen könnte.
Was sonst noch zu bedenken ist
- lasset all eure Hoffnung fahren hinsichtlich eines irgendwie gearteten ÖPNV. Sämtliche Beschreibungen im Netz, die sich mit dem Gebirge Pindos oder der Vikos-Schlucht beschäftigen, fügen quasi einer Präambel gleich ein, dass hier jegliche Unternehmungen ohne eigenes Auto oder Mietwagen zum scheitern verurteilt sind. Die Ausgangsvoraussetzungen klingen in der Tat grausig: nach Vikos fährt ein Bus am Mittwoch und die Trampsolidarität ist für ein derart ÖPNV-befreites Land unterirdisch. Was bleibt, ist es dennoch zu versuchen (wir haben es schließlich auch geschafft) oder eventuell über eine organisierte Wanderung nachzudenken, die man in jedem Reisebüro vor Ort finden kann.
- Wasser ist absolutes Mangelgut auf dieser Route. Und dies selbst im September. Wir fanden zumindest auf den 20km der Hauptroute von Vikos nach Monodendri nur eine Quelle. Alle anderen Zuflüsse sowie der Hauptfluss der Schlucht waren komplett ausgetrocknet.
- die hier beschriebene Route folgt grob dem Wanderweg „Epirus Trail“, Der zumindest auf diesem Teilstück, wenn überhaupt, mit „O3“ markiert ist
- besonders auffällig in dieser abgeschiedenen Bergregion erscheinen während der gesamten Wanderung die zahlreichen historischen Brücken, die die zerklüfteten Schluchten zieren, stammen größtenteils aus osmanischer Zeit und sind ein absoluter Blickfang
Routenbeschreibung für eine 3-Tages-Wanderung (inklusive ausgedehnter An- und Abreisezeiten)
1. Tag (von Kalpaki über Vikos bis zum Abzweig nach Monodendri; 38,2km – 2795m hoch – 2481m runter)
- von Ioannina fährt 7:15, 8:00 und 10:00 ein Bus nach Kalpaki
- von hier ein Stück zum Ortsausgang laufen bis rechterhand der Abzweig Richtung Vikos kommt. Hier sollte man versuchen zu trampen. Toitoitoi!
- in Vikos sollten die Trinkwasserreserven aufgefüllt werden, danach geht es einen steilen Bergpfad hinab in die Schlucht
- die folgenden 20km bis Monodendri sind der touristische Schwerpunkt der Vikos-Wanderung. Dementsprechend erlebten wir hier Kolonnen von Wanderern, die uns samt und sonders entgegen kamen, da die offizielle Tour offensichtlich die andere Richtung favorisiert
- der Weg ist mustergültig bis übertrieben markiert und ist jegliche Mühen der Anreise wert
- wir stiegen bei Monodendri nicht auf sondern liefen die Schlucht bis zur Brücke Gefiri Misiou weiter; der Weg wird zusehends schlechter und entspricht nun eher einem munteren von Stein zu Stein hopsen im ausgetrockneten Flussbett
- in der Nähe der Brücke finden sich ebene Fleckchen zum zelten
2. Tag (von der Misiou-Brücke nach Dikorfo; 20km – 1495m hoch – 1233m runter)
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- kurz hinter der Brücke findet der Weg wieder zurückzu alter Qualität und quert in schattigen Mischwäldern entlang des Flussbetts um alsbald aus der Vikos-Schlucht abzuzweigen und zur Kokkoros-Brücke zu geleiten
- der Weg der nun nach Kipi folgt, fällt wieder zurückin alte Gewohnheiten und ist eine reine Flussbett-Hopserei. Alternativ sollte man in Erwägung ziehen, die Straße nach Kipi zu laufen
- in Kipi bietet sich eine kleine Rast an denn hiernach kommt bis zum Abend nichts mehr auf der Wanderroute
- danach der Straße aufwärts folgen bis zu einer Kreuzung, hier hinunter zum Fluss, diesem stromaufwärts bis zu einer Brücke durch das Gestrüpp kämpfen. Nach der Überquerung der Brücke wird der Weg eindeutig besser und hat sogar erstmals fließendes Wasser im begleitenden Angebot
- Wasser, endlich Wasser! Und dann auch gleich so, dass man Apoll mit diversen Nymphen darin plätschern sieht.
- den idyllisch anmutenden Weg weiter stromaufwärts folgen, sobald eine Lichtung mit einem unscheinbaren Tempel erreicht ist, die Straße linkerhand einschlagen
- nach kurzem Aufstieg, der recht bald den Blick zurück auf die mächtige Schlucht von gestern ermöglicht, kommt man auf eine asphaltierte Straße, die man links läuft
- nach ungefähr einer halben Stunde erreicht man ein wahrhaft ausgestorbenes Dörfchen namens Dikorfo
- empfehlenswert ist das einzige Lokal des Ortes sowie der nahgelegene Spielplatz, auf dem man problemlos für eine Nacht zelten darf
3.Tag (von Dikorfo bis Perivleptos; 12km – 557m hoch – 1035m runter)
- von Dikorfo wählt man die rechts abgehende Straße, welche über die Hügelkette führt, die uns vom Ioannina-Tal trennt
- danach geht es in endlosen Serpentinen hinab nach Perivleptos
- hier beginnt er erneut das Trampglück für die läppischen 12km bis Ioannina (das System, wie man hier einen Bus entert, begriffen zumindest wir nicht und liefen stattliche 6km Straße bis sich ein Autofahrer erbarmte)
Tracks zum Download (3-Tages-Wanderung von Kalpaki nach Perivleptos) kml|gpx
This entry was posted in 2019, Projekt RADria, Reiseratgeber, Texte