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- Und es beginnt.
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- Die unerträgliche Leichtigkeit der Moldau
- Tschechien: Was noch zu sagen bleibt
- Der erste 1000er
- Bonustrack 02 – Die Moldau
- Servus Donau
- Der erste Monat
- Österreich: Was noch zu sagen bleibt
- Die Vierstaatentournee
- Kilometer 2000
- Bonustrack 03 – Die Donau
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- Zwei Monate unterwegs
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- Ratgeber: Peaks of the Balkans
- 3000 Kilometer
- Bosnien-Herzegowina: Was noch zu sagen bleibt
- Bonustrack 05: Bosnien – Klappe, die Erste
- Montenegro: Was noch zu sagen bleibt
- Vier Monate
- Durch das Land der Skipetaren
- 4000 Kilometer
- Bonustrack 06 – Giro di Salento
- Fünf Monate
- Bonustrack 07 – Von Sarajevo an die Adria
- Albanien: Was noch zu sagen bleibt
- Der Rest des Balkans – von Albanien nach Peloponnes
- 5000 Kilometer
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- Alle Räder stehen still: Winterpause
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- Bonustrack 08 – Von zweien, die auszogen, das Melken zu lernen
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- Ohne Fleisch keine Reis‘
- Griechenland: Was noch zu sagen bleibt
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- Zypern: Was noch zu sagen bleibt
- Zehn Monate
- 8000 Kilometer
- Radfahren in Zeiten der Seuchenapokalypse – Teil 1
- 9000 Kilometer
- Ein Jahr
- 10000 Kilometer
- 13 Monate
- Bonustrack 12 – Cyprus Hill
- 11111 Kilometer
- Bulgarien: Was noch zu sagen bleibt
- Dankeschön
- Türkei: Was noch zu sagen bleibt
- 14 Monate
- Serbien: Was noch zu sagen bleibt
- Ausrüstungskritik – ein Hui und Pfui des Zubehörs
- Rumänien: Was noch zu sagen bleibt
- Ungarn: Was noch zu sagen bleibt
- Polen: Was noch zu sagen bleibt
- Radfahren in Zeiten der Seuchenapokalypse – Teil 2
- Bonustrack 13 – Immer weiter, ganz nach Kars
- Bonustrack 14 – Türkei 2020, die Rückkehr
Nachdem wir Mitte Oktober in Peloponnes an die Grenzen des europäischen Festlands vorgestoßen waren, schien es uns nur logisch, uns von den tektonischen Gegebenheiten nicht aufhalten zu lassen und weiter gen Süden zu streben. Für die Erfüllung dieser Sehnsucht erschien uns die kurz vor Afrika hervorschimmernde Insel Kreta als ganz vorzüglich prädestiniert.
Hier nun der Reiserapport über die fünftgrößte Mittelmeerinsel, wie es sich auf ihr so radfahren lässt, was sie von Griechenland unterscheidet (wenn überhaupt) und vieles mehr.
Reiseroute
Aufgrund beispielhafter Leistungen im Bereich des abgestimmten Taktfahrplans dürfen wir nachdem wir von Neapolis auf die Insel Kythira übergesetzt haben, dort etwas mehr als einen Tag auf unsere Anschlussfähre nach Kreta warten. Doch diese Wartezeit nehmen wir gerne in Kauf. Der Hafen ist im Oktober ein entzückend ausgestorbenes Nest mit einem Dorfladen und fertig. Wir fahren noch kurz auf die andere Inselseite und haben weiterhin dieses unbestimmte robinsosche Gefühl. Am Abend kommt dann tatsächlich die Fähre nach Kreta. Das einzige Schiff im Hafen seit wir hier angekommen sind. Es ist die vorletzte Fähre von hier nach Kreta in diesem Jahr, denn ab November hält dieses Schiff Winterschlaf. Wenn man sich die versprengten Passagiere, die die Fähre bevölkern begutachtet, kann man die Entscheidung der Reederei, die Route im Oktober aufrechtzuerhalten nur bewundern. Wir sind quasi allein in der Nacht und schippern auf die mythologisch überfrachtete Keimzelle der abendländischen Zivilisation zu.
Wir betreten bei Kissamos erstmals kretischen Boden. Von der kleinen, nordwestlich gelegenen Hafenstadt bekommen wir nicht sehr viel mit, da wir spät in der Nacht ankommen. Einige Kilometer fahren wir im Dunklen an der Küste entlang und finden bald ein ruhiges Fleckchen zum zelten. Soweit so Festland, noch lassen sich kaum Unterschiede zum griechischen Mutterland feststellen. Unser Weg führt uns in den nächsten zwei Tagen weiter an der Küste Richtung Osten. Die relativ anspruchslose Strecke führt uns über Chania bis nach Rethymno und wir sind paralysiert von dem Ausmaß an pulsierenden Tourismus der hier an uns vorüberquillt.
Nach dem ausgestorbenen Peloponnes ein mittlerer Kulturschock. Selbst verglichen mit fast einem halben Jahr Reise ist dies vielleicht der härteste Kontakt mit dem Massentourismus. Allenfalls Prag oder die montenegrinische Küste lassen sich hier als Vergleich heranziehen. Später erfahren wir, dass die Saison auf Kreta noch bis Mitte November währt. Wir schaffen es dennoch in der schnuckligen Hafenstadt Rethymno einen schönen Tag zu verbringen, bis wir von unserem neuen Woofing-Gastgeber von hier per Auto ins Preveli-Tal bugsiert werden.
Diese Tal liegt an der Südküste Kretas und ist von beindruckend scharfkantigen Felsen umschlossen. Die erschreckende Trockenheit der Landschaft, die man auf dem Weg hierher erleben darf, endet hinter dem Felsentor, welches den Eingang zum Preveli-Tal darstellt. Drei ganzjährig aktive Flüsse sorgen hier für eine kleine Oase, die sich bis zum Meer erstreckt. Hier werden wir ganze zwei Wochen in einer netten Kommune bleiben und neben Olivenernte noch etliches mehr erleben. Nach dieser erlebnisreichen Zeit schwingen wir uns wieder auf die Räder und versuchen die Südküste, welche das ganze Gegenteil zu der umtriebigen, touristisch erschlossenen Nordküste ist, zu entdecken.
Dies bedeutet jede Menge haarige Anstiege, welche selbstverständlich stets mit ausreichend Gegenwind garniert waren. Dennoch behagt uns diese Seite der Insel eindeutig mehr. Bis nach Ierapetra schlagen wir uns durch um dann wieder hinauf zur Nordküste zurückzufahren. Dort angekommen werden wir sofort von den Botschaftern des Massentourismus begrüßt. Dank November lässt sich aber alles doch noch ertragen und wir finden stets ein nettes Plätzchen zum schlafen und einen gottverlassenen Strand zum baden. Die letzten Kilometer nach Heraklion fahren sich dann schnell herunter.
Die Größe einer solchen Stadt nach so langer Zeit bekam uns aber nicht recht. Nach Besichtigung des Palasts von Knossos setzen wir bald über nach Santorini um dieses Klischee des Inselgriechenlands auch noch mitzunehmen.
Santorini – keine Frage, diese Insel findet sich nicht ohne Grund auf vielen Werbeplakaten des Griechenland-Tourismus. Die wie Bienenwaben an den Fels geklebten weißen Kykladenhäuschen im Sonneuntergang, dahinter nur die blaue Ägais, das ist schon ein beeindruckendes Bild.
Noch im November werden hier regelmäßig ganze Heerscharen an emsig klickenden Kreuzfahrern ausgekippt und der stockende Autoverkehr lässt mit Grausen daran denken wie es hier zur Hochsaison abgehen muss. Wir kamen, sahen und genossen was möglich war. Nach drei Nächten ging dann unsere Fähre nach Piräus. Zurück aufs Festland, zurück nach Peloponnes.
Was noch zu beachten ist
- An vorderster Stelle sollte hier das Klima Kretas stehen. Dieses unterscheidet sich von dem des griechischen Festlands und der ganzen Inseln dazwischen, dass man aufgrund der Südlichkeit hier deutlich länger mit milden Temperaturen und vor allem weniger Regen zu rechnen hat. Es gibt immer Anomalien aber zumindest unser November hier war eine gern gesehene Verlängerung unseres „ewigen“ Sommers, während wir die Regenwolken und eisigen Temperaturen auf Peleoponnes auf unseren Wetterapps begutachteten.
- Dies hat natürlich auch zur Folge, dass die Touristensaison auf Kreta etwas länger ist. Bis weit in den November muss man hier noch mit größeren Meuten aus den üblichen Reisekatalogen rechnen. Der zentrale Teil der Nordküste ist fein säuberlich zwischen Briten und Deutschen aufgeteilt. Eine Fahrt an der Küstenstraße gleicht einer knallbunten Streiffahrt durch die simulierten Sehnsüchte der Kurzzeitflucht des gestressten Nordmanns.
Übernachtungstipps
- Sisi Camping – der Name des Zeltplatzes mag gewöhnungsbedürftig klingen, aber wird hier nicht ohne Grund gesondert erwähnt. Wiewohl sich Wildzelten auch auf Kreta (zumindest außerhalb der Saison) als ebenso problemlos und idyllisch wie auf dem Festland gestaltete, verdient dieser Campingplatz ein paar Worte. Wir kamen hier in stockdusterer Nacht an (welche im November aber auch schon ab 18 Uhr beginnt) und hatten keine großen Hoffnungen, da die wenigen Zeltplätze, die wir bis jetzt gesehen hatten, zumeist einen sehr zugeknöpften Eindruck machten. Nach kurzer Zeit des Wartens auf dem dunklen Hof kam der Besitzer heraus, meinte, dass er zwar geschlossen hätte, er uns aber jetzt doch nicht wieder hinaus in die Dunkelheit schicken könne. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist bei weiten nicht die Normalität wie wir speziell bei den italienischen Zeltplätzen erfahren durften. Dieser Zeltplatz hat ansonsten einen guten Standard, liegt direkt am Meer und könnte zur Hochsaison sogar einen recht familiären Charakter wahren.
- Außer der Reihe in dieser Kategorie hier mal einen gastronomischen Tipp. Obwohl es in Griechenland wie natürlich auch in Kreta an jeder Ecke allerlei Köstlichkeiten, bei denen es sich zumeist um delikate Schweinereien handelt, gibt, muss das Restaurant Karnagio in Agios Nikolaos hier in aller Form gepriesen werden. Hier gibt es das gesamte Sortiment an leckeren Fettigkeiten jedoch mit viel Liebe und Passion wird alles ein Stück perfekter und mit liebeswerter Neigung zum Gigantismus kredenzt. Dazu ist die Preislage für derlei wunderschöne Kreationen auch noch ungewohnt günstig. Wer in der Gegend ist und ausreichend Abstand zum Vegetarismus hat, sollte hier unbedingt vorbeischauen.