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Als ich mir aus der schier unerschöpflich scheinenden Schar an interessant erscheinenden Büchern die von Österreichern verfasst wurden, gerade Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ herauszog, wählte ich zweifellos den sichersten Weg. Denn alles was ich bislang von Zweig gelesen hatte, überzeugte mich über alle Maßen. Mag der eine oder andere heute seinen Stil vielleicht als schwülstig oder pathetisch empfinden. Ich nahm es immer eher als elegant, schwungvoll und vor allem idealistisch wahr und fühlte mich in all seinen Büchern bestens aufgehoben. So erschien mir denn diese Wahl auch als kalkulierbares Risiko. Speziell wenn man an all die noch zu lesenden Klassiker denkt, die Kakanien auch hervorgebracht hat und die im Zweifel deutlich schwerere Kost sein könnten.
Und in der Tat – dieses Buch war eine fantastische Wahl. Ohne jeglichen moralischen Zeigefinger oder sonstige Deutungsmanöver führt uns Stefan Zweig, der zu seiner Zeit meistgelesene Schriftsteller Deutschlands, durch sein an Erfahrungen und Erkenntnissen reiches Leben. Und so war speziell das erste Drittel des Buches, in dem Zweig mit seiner einmaligen, kraftvollen Sprache jenes alte Wien der Kaffeehäuser, Juden und Kultur auferstehen lässt, einfach nur perfekt um hiernach traumwandlerisch durch Wien zu irren.
Die dieses Buch fortwährend durchziehende warnende Melancholie ist hier zwar auch schon zu bemerken, aber noch nicht so drückend. Zweig schrieb diese Erinnerungen kurz vor seinem Freitod 1942 im brasilianischen Exil. Mit diesem Vorwissen erweckt die immer wieder aufkommende Verzweiflung über all das was diese, etwas idealisierte „Welt von gestern“ zerstörte und zersetzte natürlich einen düsteren Beigeschmack. Zweig ist dabei keineswegs nur ein lamentierender Ewiggestriger. Er erkennt wohl die Fortschritte der neuen Zeit (gemeint sind hier die 1920er) doch er identifiziert auch messerscharf die kommenden Sollbruchstellen des wackligen Status quo Zwischenkriegseuropas. Und wenn man sich dann manchmal bei dem Gedanken erwischt wie sonderbar bekannt einem gerade heute die Warnungen vor dem Gift des Nationalismus, die Bigotterie des Populismus und sonstige Rattenfänger vorkommen, dann spürt man plötzlich die Weisheit der Twainschen Beobachtung. „Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich nur.“
Dementsprechend möchte ich dieses Buch nicht nur empfehlen, sondern, entgegen aller Annahmen, dass Pflichtliteratur die Würde unserer Heranwachsenden herabsetzen könnte, es jedem Abiturienten zur baldigen Lektüre befehlen. Und den Alten natürlich sowieso.
Das nächste Buch ist erstmal die lang aufgesparte Tito-Biografie von Joze Pirjevic. Und wer jetzt hier anmerken will, was denn mit Ungarn und Slowenien sei, nun dem sei gesagt: Die paar Stunden Ungarn scheinen mir nicht ausreichend genug um mich in die Kultur dieser großen Nation einzulesen. Und zu Slowenien: Nun, Pirjevic ist Slowene. Nee, Quatsch. Natürlich, mache ich diesen Mist nicht mit. Ich lese einfach 6 Bücher und 2 Kurzgeschichten aus Jugoslawien, egal ob der Hund des jeweiligen Autors auf der kroatischen oder serbischen Seite des Tals geboren worden ist.