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Zunächst ein Sachbuch. Ich kann es einfach nicht lassen, immer wieder, seit der großartigen Erfahrung mit „Auf der Suche nach Italien“ habe ich die Hoffnung, dass es derlei Bücher doch auch für andere Länder geben muss. Nun, soviel kann verraten werden, „Portugal: Ein Länderportrait“ (Simon Kamm) ist keinesfalls eines dieser Bücher. Kategorie: Bestmögliche Mittelmäßigkeit. Im ersten Teil werden, wie in den meisten Länderportraits, Klischees von sich gewiesen um sich dann im weiteren exakt an selbigen zu delektieren und letztlich ohne irgendeinen Erkenntniswert abzuschließen. Wäre nicht der zweite Teil, in dem es einen kurzen historischen Abriss gibt, welcher halbwegs informativ und gelungen ist, könnte man dieses Buch getrost der Vergessenheit anheimfallen.
Bevor ich mich der Hauptspeise annahm, gönnte ich mir noch eine Weltumsegelung mit Magellan, nachempfunden von dem unübertroffenen Stefan Zweig. Vieles erfuhr ich hier über diesen außergewöhnlichen Menschen, der sich so eklatant unterschied vom gängigen „Entdeckertyp“ dieser Zeit. Sehr einfühlsam und mit Liebe für kleine Details gelingt es Zweig den Menschen aus der Geschichte herauszuschälen ohne ihn zu erhöhen oder anderswie zu bewerten.
Und dann nahm ich einen Roman zur Hand. Denn auch dieser Reisende kam wie ich Ende Oktober nach Portugal, auch er reiste über den Norden ein. Auch er ist im November in Braga, doch damit hatten sich die Gemeinsamkeiten auch schon langsam erschöpft. Gewissermaßen steht dieses Buch als Paradebeispiel dafür, dass man sich bei der Buchauswahl nicht mehr als nötig am Titel orientieren sollte. Zweifelsohne ein Buch der problematischen Kategorie „zu langweilig um aufzuhören“. Ich weiß um die Qualität von Saramagos Romanen, da ich einige kenne sowie ein paar gerne kennengelernt hätte. Doch ich entschied mich zielbewusst für „Die Portugiesische Reise“ weil, Obacht, ich mich ebenso auf einer solchen befand. Doch die Reise der im Roman immerfort „Reisenden“ genannten Person blieb über weite Strecken eine exzessive Besichtigungstour von Dorfkirchen und sonstigen architektonisch wie historisch sicherlich hochinteressanten Bauten. Dagegen ist zunächst einmal rein gar nichts einzuwenden. Auch wir nehmen so relativ jedes, uns interessant erscheinende Gebäude am Wegesrand mit, doch von einem Roman erwarte ich geringfügig mehr, als eine bildgewaltige Sprache die sich an Gebäuden abarbeitet. Ermüdender wird es nur noch wenn er mal wieder wegen irgendeiner wichtigen Figur der portugiesischen Klerus-Geschichte-Kunst irgendwo hinreist und man als Portugalnovize etwas bedeppert im Regen stehen gelassen wird, warum das jetzt so wichtig und wer das überhaupt war um den sich seit Seiten alles dreht. Vielleicht hätte dem Roman ein sorgfältig recherchierter Anhang ganz gut getan.
Aber bei all dem Gejammer und Gestöhne muss ich dennoch konstatieren, dass dieser Roman eine tief in sich ruhende Reisebeschreibung ist und wenn man sich darauf einlässt, und ein paar der Kirchenbeschreibungen überfliegt, und sich quasi von Erzählinsel zu Erzählinsel treiben lässt, dann spürt man tatsächlich einen Anflug dieser in sich versunkenen, zurückhaltenden Grundstimmung, die ich in diesem Land immer wieder wahrgenommen habe und dann entdeckt man mittendrin Erkenntnisse wie diese: „Der Reisende ist kein Tourist. Das ist ein großer Unterschied. Reisen heißt entdecken, alles andere ist nur vorfinden.” Sowie die vielleicht kompakteste, aber alles wesentliche beinhaltende Beschreibung der Entstehung Portugals:“Erst waren die Lusitanier, dann kamen die Römer, dann die Westgoten und die Araber, da es jedoch ein Land namens Portugal geben musste, erschien der Graf Dom Henrique, dann sein Sohn Afonso und nach ihm weitere Afonsos, ein paar Sanchos und Joãos, Pedros und Manuéis, mit einer Pause, in der drei kastilische Felipes regierten, nachdem in der Schlacht von Alcácer Quibir der unglückliche Sebastião umgekommen war. Das wäre es dann auch schon fast.“