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Für Kenner der jugoslawischen Literatur mag der Versuch, die beiden obengenannten Bücher hier gemeinsam zu besprechen, bestenfalls merkwürdig erscheinen, doch ich kann versichern, dass ich hierfür triftige Gründe habe. Es ist nicht allein dem Umstand geschuldet, dass beide Bücher ihren Schwerpunkt in Višegrad haben, eben jener Stadt, die wir auf unserer Reise fahrlässigerweise verschmäht haben. Nein, ich sehe da tatsächlich noch ein paar mehr Faktoren, die es mir gestatten, diese beiden Bücher quasi in einem Atemzug zu besprechen.
Natürlich spielt der einzige Literaturnobelpreisträger Ivo Andrić in einer ganz anderen Liga. Die „Chronik aus Višegrad“ ist ein exzellenter historischer Roman, der nicht nur alle Vorzüge dieses Genres virtuos umzusetzen versteht, sondern es zusätzlich schafft mit leichter Hand jene „melancholische Sorglosigkeit“, die ich bei den Menschen dieser Gegend so oft beobachtete, in die Zeilen hineinzuweben. Ich konstatiere trocken und ergeben: Dieses Buch gehört zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe. Umso dringender steht daher ein möglichst baldiger Besuch in der Stadt an der Drina an.
Auch wenn das Urteil über den aktuellen Zustand von Višegrad im zweiten, hier zitierten Buch nicht allzu positiv ausfällt. Und damit kämen wir zu „HERKUNFT“. Denn Saša Stanišić, geboren 1978 in Višegrad, verwendet zwar andere Mittel (obwohl auch sein Buch aus einzelnen Geschichten besteht und es keine zusammenhängende Romanstruktur gibt) und er sich ganz allgemein einer völlig anderen Bildsprache bedient, fühlte ich beim parallel lesen dieser beiden Bücher dennoch den sie einenden Versuch, das Zusammenleben verschiedener Kulturen auf dieser jahrtausendealten Kulturgrenze zu beschreiben und sich mit den verschiedenen Gründen für ihr Scheitern auseinanderzusetzen. Obwohl ich das zuvor ausgesprochene Lob für „HERKUNFT“ leider nicht wiederholen kann, gebe ich trotzdem eine unbedingte Leseempfehlung. Denn dieses Buch ist ein notwendige Detox-Kur für all jene, die in unserer angebrochenen Epoche der großen Hysterie voller Sorge in schlecht kaschierten Egoismus ertrinken während andere Menschen tatsächlich ertrinken. Die Beschreibung eines Lebens, welches durch Flucht geprägt wurde und dabei sehr intelligent und pointiert die fadenscheinigen Feigenblätter namens Identität oder Nationalität dekonstruiert, gehört für mich unzweifelhaft auf die Liste möglicher Schullektüre.
Und damit wäre mein Rundgang durch die jugoslawische Literatur abgeschlossen. Nächstes Buch (ich weiß, ich hinke etwas hinterher) wird dann wohl etwas von Herrn Kadare sein. Ich schwanke noch zwischen „Die Verbannte“ oder „Die Pyramide“. Übrigens fiel mir noch siedendheiß auf, dass unser kleiner Ausflug nach Italien ja nun auch literarisch gewürdigt werden müsste. Wenn es diesbezüglich Empfehlungen gibt, immer her damit!