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In den letzten Tagen unseres mehrmonatigen Italienaufenthalts, als wir uns einerseits von Palermo nicht losreißen konnten, uns die Neugier aber schon hin zur neuen Sehnsucht nach Süden drängte, stieß ich auf dieses Buch von Tim Parks. Dieser Autor, der mir von einem guten Freund ans Herz gelegt wurde, allerdings mit einem anderen Buch, lebte schon seit Jahrzehnten in Italien und hatte mit „Der Weg des Helden“ den Versuch unternommen, den Marsch der garibaldins, der Rebellen jener kurzlebigen Römischen Republik 1849, gemeinsam mit seiner Freundin nachzuwandern und die Erlebnisse dessen niederzuschreiben. Damals blieb mir nichts anderes übrig als erschöpft abzuwinken. Ich hatte nun doch wahrlich genug über Italien gelesen, ob Sachbücher, Krimis oder den einzig wahren, italienischen Roman. Nun, so schien es mir war es genug, denn es galt sich in künftige Kulturräume einzulesen, was mir dann ja auch mehr oder weniger gelang.
Aber dann war es Frühling und ich war wieder in Italien, bzw. in Sardinien. Was lag da näher als zu diesem Buch zu greifen, denn es passte aus ganzen drei Gründen perfekt in den Moment.
- 1. Es ist eine Wanderung, sprich, hier werden so viele Dinge angesprochen, die ich sehr gut kenne. Und es tut immer wieder gut, Menschen dabei zu beobachten wie sie etwas für sich entdecken, was man selbst sehr liebt. Ob Wasserknappheit, Blasen oder der Fluch des abendlichen Aufstiegs in Tateinheit mit der vermaledeiten Abkürzung. Und natürlich auch all die unangenehmen Dinge, die eine Fernwanderung zu etwas ganz besonderen machen.
- 2. Es betrachtet Italien aus der Perspektive des nicht autofahrenden Reisenden, des viandante (ital. Wandersmann, Weg „via“ und gehen „andare“). Vieles erkannte ich wieder, einiges verstand ich neu. Das unverhandelbare Primat des Autos, die Piazza, Santa Pazienza, das Kommunikationsverhalten u.v.m. All dies gekonnt mit dem Marsch der garibaldini verwoben ohne Kitsch und Romantisierei, dafür mit viel Liebe und scharfsichtiger Beobachtungsgabe.
- 3. Und nicht zuletzt halt Garibaldi! Diese vereinahmte, missverstandene und ausgenutzte Figur, deren Rolle und Wesen ich bis zum Schluss nicht gänzlich begriffen hatte. Nun las ich von ihm und seinem verzweifelten Marsch durch die sommerheiße Provinz im Jahre 1849, seiner Sicht auf die Dinge und seinem beeindruckenden Leben.
Meisterhaft, wie er all das miteinander zu einer spannenden Geschichte gesponnen wurde, welche gleichermaßen Lust erzeugte, auch einmal von Rom nach San Marino zu wandern, wie auch den Respekt vor diesem Gewaltmarsch der garibaldini ins Unermessliche erhöhte. So erhält man staunend eine perfekte Melange aus gelungener Reisebeschreibung durch das trubelige, banale Saisonitalien, welches mich mehr als einmal an die Orte unserer ersten Tage hier versetzte sowie das unverstellte, kristallklare Portrait eines, wie aus der Zeit gefallenen, selbstlosen Revolutionärs.
„So viel verrücktes Leben. So viel Entschlossenheit die Welt zu verändern. So viel Energie, so viel Mut und Sturheit. So viel Gewalt.
Und dann schaute ich ab und an hinüber nach Caprera, der Insel im Norden Sardiniens, auf die er sich nach all den Strapazen und Querelen zurückzog und ich dachte still bei mir, das wäre mit Sicherheit jemand, mit dem ich mich ganz gut verstanden hätte.
„Evviva Garibaldi!“
Und damit wäre es vorerst vollständig, mein Bücherpaket für alle die lesen oder sich für Italien interessieren (im Idealfall gerne beides).
- Goethes „Italienische Reise“
- Il gattopardo „Der Leopard“ von Di Lampedusa
- David Gilmours „Auf der Suche nach Italien“
- und eben dieses soeben besprochene Buch „Der Weg des Helden“
Caprera und Garibaldi, da werden Erinnerungen wach!
Damals war sogar ich Faulenzer mit dem Fahrrad unterwegs:
https://andreas-moser.blog/2017/08/27/caprera/
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