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Auch wenn uns nur 48 Stunden Transit in Rumänien vergönnt waren, konnte ich nicht davon absehen, meine eiserne Regel zu jedem durchreisten Land ein Buch zu lesen, wegen der Kürze der hier verbrachten Zeit zu brechen. Daher fragte ich erneut meine er- und belesene Gefolgschaft bei Twitter und erhielt den Rat, doch etwas von Varujan Vosganian zu lesen. Obzwar sich dessen Biografie alles andere als sympathisch anfühlte (Vorsitzender der neoliberalen Partei „Uniunea Forţelor de Dreapta“, welche sich dann mit der rechtsliberalen Partidul Național Liberal vereinigte; Wirtschaftsminister in der Tăriceanu-Regierung; Minister für Handel und Industrie im Kabinett Ponta) veröffentlichte der armenischstämmige Vosganian Lyrik und Romane, unter anderem einen sehr empfehlenswertes Werk namens „Das Buch des Flüsterns“, welches aus der Perspektive einer Familienchronik den Genozid an den Armeniern erzählt. Dies machte mich neugierig und klang verheißungsvoll, könnte ich doch so, quasi über die Hintertür wieder etwas über meinen geliebten Kaukasus erfahren. Doch leider gab es dieses Buch nicht in digitaler Form und so musste der Radnomade wie schon in Bulgarien zu einem Kompromiss greifen.
„Das Spiel der hundert Blätter“ lautete sodann der Roman des Autors auf den ich mich einließ. Und obwohl ich es nie im entferntesten bereute, so richtig warm wurde ich dennoch nicht mit diesem Buch. Die Handlung dreht sich um drei sehr unterschiedliche Freunde, welche in der Vergangenheit vor dem rumänischen Geheimdienst fliehen mussten. Später bekommen sie durch Einblick in die Archive heraus, dass einer der Freunde, welcher seit der Flucht als vermisst galt, vom Geheimdienst erschossen wurde. Im Gegenzug hierfür töten sie den verantwortlichen Securitate-Agenten. Doch damit hat es sich, wie man unschwer erraten wird, eben noch nicht, da es sich im weiteren Verlauf herausstellt, dass Vergangenheitsbewältigung immer auch Zukunftsbewältigung bedeutet. So die grobe Inhaltsbeschreibung, doch Vosganian bedient sich dabei sehr oft des Mittels, die Erzählung ins Surreale zu kippen und dabei die Bilder sich überlagern zu lassen bis nichts mehr zu erkennen ist. Wenn das die Kritiker auch vielfach jauchzen lässt, ich fand es eher anstrengend und mühsam den roten Faden wiederzufinden und die an sich interessante Geschichte über das Ende des rumänischen Sozialismus zu genießen. Nichtsdestotrotz betrachte ich den Autor als eine Entdeckung und werde mich mit Sicherheit in nächster Zeit auch dem dem eigentlich empfohlenen Epos widmen.
Gut, „Das Buch des Flüsterns“ wäre für 48 Stunden auch etwas zu umfangreich gewesen.
Und danke für die vorsichtige Warnung vor dem „Spiel der hundert Blätter“!