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Beinahe wäre es wieder soweit gewesen, die Schmach von Usbekistan, die Schande, kein Buch aus und über das bereiste Land auftreiben zu können, stand drohend im Raum. Doch dann tat sich ein Licht auf. Doch es war wirklich knapp, äußerst knapp, doch eine Woche bevor wir die Mongolei verließen, klingelte es im Vorbestellungsregal meiner Lieblingsbibliothek (VÖBB) und flugs war ich im zeitweiligen Besitz eines echten mongolischen Romans von einem echten Mongolen über die Mongolei. So dachte ich zumindest im ersten Augenblick, denn all meine Recherchen zu übersetzten und digital vorhandenen mongolischen Schriftstellern führten mich immer wieder und ausschließlich zu eben jenem Galsan Tschinag. So fackelte ich nicht lang als ich zwei Bücher von ihm im Katalog fand und schlug zu.

Was war ich überrascht als aus dem Klappentext von „Die Karawane“ hervorging, dass der Autor nicht nur die Wanderung der Tuwinen durch die Mongolei beschrieb, sondern selbst auch ein Turwine sei. Doch schließlich wollen wir nicht allzu kleinkariert sein – der Roman spielt in der Mongolei und der Autor lebt in der Mongolei – also sprang ich kurzentschlossen ich hinein in dieses Buch. Denn es versprach vorzüglich zu unserer Reise zu passen, handelte es doch von einer Karawane, die die Mongolei wie wir einmal komplett durchquerte. Im Gegensatz zu uns zwar von Ost nach West und nicht mit dem Rad sondern mit Kamelen, aber das sind schließlich nur Petitessen.

Hintergrund für diesen Marsch, der tatsächlich 1995 stattfand, ist ein ethnischer: Die Altai-Tuwiner zu denen sich der Autor nicht nur zählt, sondern als deren „Stammesoberhaupt, Schamane, religiöser Lehrer, Schauspieler und Ernährer „(sic!) er sich begreift, lebten lang verstreut über das riesige Land und der Autor wollte diesen Zustand aufheben um sie vor dem drohenden Aussterben zu retten. Zu diesem Behufe kaufte er gut hundert Kamele in der Gobi ein, sammelte sein Volk ein und zog gegen alle Widerstände mosesgleich durch die Mongolei.

Es handelt sich nicht im klassischen Sinne um einen Roman, eher um lose zusammenhängende Prosa mit dem erklärten Schwerpunkt der Tagebuchnotizen des Autors, welche die Ereignisse bruchstückhaft dokumentieren. Bei allem Wissenswerten und Interessanten was ich hier von der ersten Seite an erfahre, fällt mir doch eines an der Erzählweise des Autors immer sofort auf: Es ist dieses ungemein negative Bild von Menschen, sowie von Mongolen bzw. „seinem Volk“, insbesondere dem männlichen Teil. Das mag in Anbetracht der Zeit und den wechselhaften Erfahrungen nachvollziehbar sein, doch es zieht sich dermaßen durch alle Zeilen und Seiten und hat etwas dermaßen Nachtretendes, Kleinliches und Missgünstiges, dass mir der Chronist der Ereignisse mit der Zeit immer unsympathischer wurde.

Dabei kamen mir einige seiner Probleme (nach drei Wochen Mongoleierfahrung!) wie der exzessive Alkoholgenuss bekannt vor, andere Dinge, wie seine Beschreibung all der schlechten, gierigen Menschen sowie die allgegenwärtige Kriminalität kann ich nicht bestätigen. Das kann natürlich an der Kürze unserer Zeit hier wie auch der generell ganz anderen Zeit in der wir hier aufschlugen, liegen. Dennoch schreit alles in mir an gegen diese herablassende Beschreibung von Menschen, auch wenn sie noch so überzeugend von Erfahrungen getränkt wurden ist. Nein, das behagt mir einfach nicht. Zweifellos kein Mensch mit dem ich mich gerne auf ein Bier treffen wollte. Dennoch, Werk vom Schöpfer trennend, eine eindrucksvolle Geschichte durch die man trotz der Kürze des Textes einiges über dieses einzigartige Land erfahren kann.

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