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Nach der ViaRhona (EuroVelo 17) schmiegte sich der EuroVelo 6 wie selbstverständlich an unsere Reisepläne. Die französische Etappe gehört zu den beliebtesten und einfachsten Radwegen Frankreichs (und damit wahrscheinlich der Welt!). Der Weg kreuzt einmal quer durch Frankreich und führt dabei durch ausgestorben wirkende, namenlose Regionen und Ortschaften, jenseits des Massentourismus – ein wahrer Leckerbissen für uns – Viva Peripheria pur!
Die Fahrt beginnt im Südelsass und folgt dabei den vergesslich vor sich hin schwappenden Tümpeln des Rhein-Rhône-Kanals, kurz unterbrochen durch das idyllische Doubs-Tal bis nach Besançon und Dole durch das Juragebirge. Anschließend geht es weiter durch Weinreben, Maisfelder und romanische Dörfer bis in den Südburgund. In Nevers trifft man dann endlich auf die Loire und folgt dem Tal der Könige bis zum Atlantik.
Andere Wissensquellen
Ein Radweg wie dieser ist selbstverständlich mit zahlreichen Reiseführern und Kartenmaterial garniert. Auf der offiziellen Seite des EuroVelo 6 findet sich unten die komplette Literaturliste zur Auswahl. Wir haben uns hier nicht bedient, allenfalls im Buchladen mal kurz durchgeblättert und, auf den ersten Blick, für okay befunden. Unser Informationsmaterial bestand wie immer aus dem bewährten Portfolio aus Offline-Karten (mapy.cz und OSM+) sowie der einen oder andere Gratiskarte aus dem Tourismusbüro.
Anreise
Die Anreise, wie immer mit der Berliner Brille betrachtet, ist verhältnismäßig einfach und wurde von uns für unsere Rheinradreise 2021 sogar schon selbst getestet. Mit mehrmonatiger Vorbereitung und Festlegung auf ein genaues Reisedatum sollte es ein leichtes sein, einen der sechs Fahrradstellplätze in unserem Hochgeschwindigkeitstraum zu ergattern und somit auf dem direkten Weg bis nach Basel zu gelangen. Etwas unkomplizierter kommt man dann von hier über den Rhein und findet nach ebenso wenig Umstiegspunkten schnell Anschluss an den Gewünschten EuroVelo. Bei der Rückreise muss man dann schon ein wenig anpassungsfähiger sein so man sich nicht auch hier auf ein genaues Rückreisedatum festlegen möchte. In Frankreich seinen die TER-Züge empfohlen. Diese gestatten die kostenfreie Mitnahme von Fahrrädern, was allerdings nichts über den tatsächlich vorhandenen Platz aussagt. Es könnte hier also genauso viel Engelsgeduld und stoische Arschruhe gefordert sein wie bei dem Nahverkehrsgedengel welches jenseits des Rheins droht. Protipp: Nehmt euch ein Wochenende Zeit und lasst euch ein auf ausführliche Einblicke in die Peripherie! Viva Peripheria!!!
Übernachten
Ich zitiere mich einfach einmal dreist aus dem Ratgeber zur ViaRhona: „Hierbei handelt es sich zweifellos um eine der funkelndsten und glitzerndsten Juwelen aus der Schatzruhe des ViaRhôna. Selten fühlten wir uns gebauchpinselter und verwöhnter als auf diesem Radweg. Die Auswahl war riesig und alles war möglich und nie hatte man das Gefühl deplatziert oder gar illegal zu sein. Fast fühlte es sich so an als ob sämtliche Campingplätze nur für all jene da waren, die ohne einen Zaun und die tägliche Dusche nicht die Nacht überstehen können, allen anderen stand jedoch selbstverständlich frei dort zu schlafen wo es ihnen behagte. So wechselte die abendliche Schlafplatzsuche schnell von „Wie“ zum „Welcher“ und die Energie für Blickschutz, Abgelegenheit und Machbarkeit wurde umgewandelt in eine anstrengende Qual der Wahl angetrieben von der ewigen Sorge, dass um die Ecke ein noch viel hübscheres Plätzchen sein könnte.“
Dieser auch für den EuroVelo 6 konstatierte Traumzustand kann höchstens noch mit ein paar vertiefenden Erkenntnissen ergänzt werden, die wir nach längerer Frankreich-Radelei gewannen. Hierzu übergebe ich erneut an mich: „Zum einen seien die überall anzutreffenden kommunalen Campingplätze (camping municipale) wärmstens empfohlen. Diese haben eine schlichte Grundausstattung von Dusche, Toilette, Pseudo-Wlan sowie einem ruhigen Platz mit Baum und verlangen selbst zur Hauptsaison akzeptable Preise (€10-20 pro Nacht für zwei). Zum anderen seien speziell für den langen Kanalteil von Mulhouse bis Nevers die etlichen, wie Perlen aneinander gereihten, Schleusen empfohlen. Hier gibt es oftmals Bänke, Toiletten, Trinkwasser und anderes nützliches Zubehör für die Nacht Da die Schleusen über Nacht geschlossen sind, biwakieren hier oftmals die Menschen auf ihren Schiffen und es gilt als völlig normal da auch noch ein Zelt hinzuzustellen.Der Standardvorgang bei der Schlafplatzsuche ist aber letztlich OSM+ – Suchfunktion auf „Picknickplatz“ justieren und dann die Menüvorschläge mit den eigenen Gelüsten abgleichen.“
Charakteristik der Strecke
Von Basel bis Nevers – der ohne jeden Zweifel unpopulärere, ja, nahezu stiefmütterlich behandelte Streckenabschnitt des französischen Teils des EuroVelo 6 zeichnet sich in der Tat durch eine gewisse Tristesse und Gleichförmigkeit aus. Jenseits jeglichen französischen Glamours fährt man durch eintönige Sümpfe und Felder, besucht aufgegeben wirkende Dörfer und Kleinstädte. Höhepunkte gibt es kaum, in jederlei Hinsicht, und dennoch kann solch ein Radweg eben genau das Richtige sein. Dem quirligen, rastlosen Städter kann man mit sowas nicht kommen, genauso wie dem Leistungssportler mit steter Gier nach der nächsten Instagramneurose. Doch für den Ruhe und Freiheit suchenden Menschen, der gerne selbstbestimmt und kostengünstig im Freien reisen, schlafen und leben möchte, ist dieser Weg eine sehr weise Entscheidung. Man könnte allenfalls einwenden, dass man dafür nicht so weit reisen müsse. Etliche Radwege von Sachsen-Anhalt bis zur Ostseeküste, ja gar in gewissen Regionen Niedersachsens gleichen dem hier Erlebten teilweise auf irritierende Weise. Was bei den einen Landflucht heißt, erkennt man hier wieder unter dem ungleich melodiöseren Begriff désertification des campagnes und es wirkt in beiden Fällen ebenso beruhigend wie erschreckend auf mich.
Verstörend mag hier auch immer wieder sein, dass man sich dennoch auf einem ausgesprochenen Luxusradweg befindet. Qualität des Belags, wie Infrastruktur von häufigen, gut ausgerüsteten Rastplätzen, etlichen, sauberen öffentlichen Toiletten und häufigen Brunnen oder anderen Trinkwassergelegenheiten stehen in merkwürdigen Kontrast zu den ausgestorbenen, verfallenen Dörfern, den Industriebrachen und stets geschlossen wirkenden Lebensmittelgeschäften.
Von Nevers bis zum Atlantik – ab hier nennt man sich kokett „La Loire à Velo“ und will offensichtlich nichts mit dem östlichen Geschwisterweg zu tun haben. Klar, schließlich befinden wir uns ab jetzt im „Tal der Könige“, die höchste Schlösserdichte Europas (warum eigentlich nicht gleich der Welt?!) das alles entlang eines der letzten ungezähmten Flüsse Europas. Ja, natürlich, es beginnt ab jetzt aus einer Vielzahl an Gründen mehr zu funkeln und zu glitzern. Märchenschlösser, Weinberge, verträumte, hübsche Dörfer, Atomkraftwerke im Sonnenblumenmeer und endlich Städte, die man wenigstens vom Namen schon mal gehört hat. Und schlussendlich ja sowieso der schönste Paukenschlag, durch den jeder Radweg geadelt wird – ein pathetisches Ende an einem richtigen Meer!
Weiterführende Links
- Offizielle Seite des EuroVelo 6 (France)
- Anschlussradweg ViaRhona (EuroVelo 17)
- eigener Reisebericht zum EuroVelo 6 als Teil unserer Fahrradweltreise Projekt Radria II
- Übersichtsseite der kommunalen Campingplätze in Frankreich
- Eine der wenigen guten Beschreibungen des Ostteils des Eurovelo 6
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