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Verwöhnt von den samtweichen Landschaften, die wir durchquerten und deren Namen allein schon leicht schläfrig machten – böhmisches Becken, Niederes Gesenke, Hanna-Ebene oder mährische Walachei – näherten wir uns schließlich der Slowakei. Und wer eine der sinnbefreitesten Grenzen Europas überwinden will, muss immer über Berge. Nun wählten wir mit den Weißen Karpaten (Bílé Karpaty) schon einen Höhenzug, der uns gnädig mit einem Sattel knapp über 620Hm passieren ließ, doch an einem der heißeren Tage des noch jungen Hochsommers war dieser Sprung hinüber mit jeder Menge Schweiß verbunden.
Aber schließlich waren wir in meinem Lieblingsbergland, und schauten auf meine Lieblingsberge. Doch dieses Mal sollte außer ein paar zarten Aufstiegen und sehnsüchtelnden Blicken auf die sich in der Ferne abzeichnende Malá Fatra in dieser Hinsicht nichts laufen. Wir waren mit dem Fahrrad hier und wir hatten Termine. Wer sich dennoch für die gebirgigen Möglichkeiten dieses wunderschönen Landes interessiert, dem seien meine verschiedenen Ratgeber hierzu empfohlen. Unser Weg führte uns mit einigen Unterbrechungen gnadenlos gen Süden und damit durch eine Region der Slowakei, die mir gänzlich fremd war: das Flachland! Oder besser gesagt das Pannonische Becken, noch spezieller, das Donautiefland. Letztlich macht einem diese Ecke den Abschied vom tschechoslowakischen Kosmos nicht ganz so schwer. Die Landschaft ist eigentlich noch depressiver als jenseits der Donau, wo anfangs wenigstens noch ein paar muntere Hügelchen das Auge erfreuen und auch sonst scheint dieser Landstrich spätestens ab Trnva fest in ungarischer Hand zu sein.
Wie jedes Mal wenn ich in der Tschechoslowakei zu Gast bin, kann ich es nicht lassen, den gegenwärtigen Zustand des in Trennung lebenden Paares einer genauen Prüfung zu unterziehen. Das Resultat ist der untenstehenden Abbildung zu entnehmen.
Ein paar kurze Wort zum Pfandsystem, dem laut meinen Studien, markantesten Unterscheidungsmerkmal zum westlichen Nachbarn. Kein Spott oder Häme, nichts läge mir ferner, da ich weiß, dass ein funktionierendes Recyclingsystem nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft wird. Doch das slowakische System steckt noch in den Kinderschuhen, und nicht mal die passen so richtig. Im Endeffekt ist es wie das tschechische System für Bierflaschen ausgedehnt auf Dosen und Plastikflaschen für sehr viel mehr Pfand (15 Cent). Sprich, Pfandgut kann nur dort abgeben werden wo es gekauft wurde, Pfandautomaten sind oft kaputt oder nicht auffindbar und im Zweifel werden überall sowieso importierte Dosen aus Tschechien feilgeboten. Kapituliert habe ich aber nach einem Vorfall in einem Coop, in dem ich kurz zuvor zwei Erfrischungen erwarb. Ich ging hinein, steckte die Dosen in den Automaten und wanderte spornstreichs mit meinem Gutschein für 30 Cent zur Kasse. Das gänge nicht wurde mir unwirsch entgegnet. Also kombinierte ich missmutig, dass man wohl kein Geld ausbezahlt bekäme. Kopfschüttelnd zog ich irgendeinen Schokoriegel für 25 Cent heraus und warf ihn resigniert aufs Warenband. Nun brach die Verkäuferin ob meiner unfassbaren Dummheit komplett zusammen. Schnappatmend wiederholte sie immer wieder nur etwas von Minus und schaute dabei angewidert durch ihre gramverzerrten Finger ob ich noch da wäre. Ich verließ den Laden und werde es wohl erst in den nächsten Jahren mal wieder mit Pfandgut versuchen in der Slowakei.
Radstatus
Anfangs war ich noch überrascht, doch mittlerweile gehört es für mich zum täglichen Radalltag, dass ich bei längeren Anstiegen von meiner Reisegefährtin links überholt werde. Auch auf der einfachen Ebene gleicht sich unser Tempo an, so dass mal der eine oder der andere vorne ist.
Und dies ist wahrlich ein signifikanter Unterschied zu unserer letzten kleinen Radreise. Während dieser Tour war ich eigentlich immer vorne, wartete oft und half gern beim Schieben. Doch dem ist aktuell nicht mehr so. So ist das Niveau unserer kleinen Radmannschaft unversehens auf ein neues Niveau gehoben worden. Nebenher gab es dafür zwei neue Problemzonen: Zum einen die Problematik mit den Vorderradtaschen. Ich deutete dies im letzten Rapport an und konnte schon da vermelden, dass es ab dem Treptower Park nicht mehr als komplett unmöglich angesehen wurde, damit radzufahren, doch eine gewisse Immobilität hat sich dank dieser Bepackung weiterhin gehalten. Zum anderen wäre da die Sache mit dem Bremsverhalten. Nieszka hat erstmals ein Fahrrad ohne Rücktritt unter Kontrolle und das auch gleich noch mit soviel Gewicht. So folgte in den letzten Wochen ein mühsamer Kampf gegen die eigenen Gewohnheiten und Reflexe, der noch längst nicht abgeschlossen ist.
Was sich verändert hat (nach vier Wochen)
Eine der auffälligsten Entwicklungen in dieser Hinsicht mag unsere fast schon überempfindliche Abneigung gegenüber Städten sein. Nun waren wir nie die großen Freunde der Stadt, doch im Laufe dieser Reise entwickelten wir auch den harmlosesten Ansiedlungen im niedrigen fünfstelligen Einwohnerzahlbereich gegenüber intensive Skepsis. All der Verkehr, Lärm und Menschen – es überforderte und stieß gleichermaßen ab. Wir reduzierten die erforderliche Zeit immer mehr auf das Nötigste und eilten hinaus. Pausen, Rast und Musephasen verlegten wir, egal mit welch spektakulären Sehenswürdigkeiten uns die Stadt zu ködern suchte, besser auf ein namenloses Dorf oder noch besser ein unbe Hügelchensiedeltes Fleckchen Erde, möglichst weit von der Straße entfernt.
Tipps und Tricks von der Strecke
Zum Ansehen empfohlen in chronologischer Reihenfolge: die Morava mit dem Paddelboot (von Litovel bis Olomouc), Olomouc (inkl. Kostprobe des Olmützer Quargels/Olomoucký tvarůžek), Kroměříž, Lesna Železnica (Wanderweg auf ehemaligen Bahndamm in den Weißen Karpaten), Trnva, die Kleine Donau mit dem Paddelboot (von Kolárovo bis Bratislava).
Trnva soll hier noch einmal gesondert hervorgehoben werden. Als ausgewiesener Freund der Slowakei war ich bei aller Liebe dennoch stets davon überzeugt, dass sehenswerte Städte nicht unbedingt in das Portfolio dieses Landes gehörten. Die eine oder andere herausgeputzte Altstadt, ja, ein paar beeindruckende Schlösser und Burgen, sicher, aber die Kernkompetenz der Slowakei ist nun mal ihre prächtige und grenzenlos wirkende Natur. Doch Trnava ließ dieses Bild nachhaltig wanken. Als die Osmanen Ungarn besetzten, ließen sie das Gebiet jenseits der Donau in Ruhe und so wurde Trnva für eine gewisse Zeit das kulturelle und kirchliche Zentrum Ungarns. Und das spürt man bis heute. Was aber das Allerschönste ist – die Altstadt ist komplett vom Auto befreit. Wir haben zweifellos auf unserer Reise bisher historisch und architektonisch beeindruckendere Städte gesehen, aber die Atmosphäre, die entsteht sobald man die Stadt den Menschen zurückgibt, ist einfach unbezahlbar. Daher rückt tatsächlich das kleine, unscheinbare Trnva auf den ersten Platz, der von uns besichtigten Städte.
Der von Trenčin nach Selec führende Wanderweg „Lesna Železnica“ verläuft auf dem Bahndamm einer Waldeisenbahn, deren leidenschaftliches Schnaufen irgendwann im Jahre 1931 zum letzten Mal durch die dichten Mischwälder zu vernehmen war. Dementsprechend zugewachsen ist dieser Weg heute kaum noch zu erkennen, doch solang man sich nur genügend in eine Lokomotive hineinversetzen kann, wird man im Zweifelsfall immer die richtige Entscheidung an den diversen Kreuzungen treffen. Natürlich ist dieser Weg definitiv etwas für Wanderer, wir versuchten es dennoch mit dem Rad und standen mehr als einmal vor gewaltigen Herausforderungen. Doch die Fahrt durch derart prächtige Buchenwälder und die kollosalen Ausblicke von einsamenbBergwiesen hinab auf das umtriebige Tal der Zivilisation entschädigen für alles.
Auf den „Váh-Radweg“ wie wir ihn nannten, stießen wir erstmals kurz hinter Trenčín und waren komplett von den Socken. Ein Fahrradhighway vom feinsten auf den wir uns angesichts des vorhergesagten Rückenwinds unbändig freuten. Wir fuhren letztendlich auf diesem Weg bis Leopoldov und weitestgehend war es ein selten genossener Hochgenuss. Doch zweierlei muss dem euphorischen Nachahmer mit auf den Weg gegeben werden. Einerseits ist es in der Tat ein Highway. Eingeklemmt zwischen Fluss und Kanal ist man abgekapselt vom normalen Leben, sprich: keinerlei Einkaufsgelegenheiten. Andererseits verfügt der Radweg auch sonst auf weiten Strecken über keinerlei Rastplätze, so dass man zum Radfahren verflucht ist. Außerdem hat dieser Hochglanz-Radweg auch dunkle Seiten. Kurz hinter Piešťany bricht er total in sich zusammen und man findet sich auf einem frisch aufgeschütteten Geröllhaufen, der so tut als wäre er ein Radweg.
Übernachtungsträumchen
Wenige hundert Meter unterhalb der Burg Smolenice gelegen fanden wir eine bislang beispiellosen Biwakplatz (48.5154495N, 17.4308717E) mit zwei riesigen Schutzhütten, einer kleinen Schutzhütte, eine Feuerstelle, einem Mülleimer und jeder Menge Ruhe. Hier kann man mitten in einem tollen Park mit Blick auf eine Burg die Nacht verbringen.
Die kleine Donau wurde oben bereits als Wassersportparadies angepriesen. Doch auch der Reisende ohne Boot kann von diesem, sich sanft durch das slowakische Donautiefland schlängelnden Gewässer partizipieren. In geringen Abständen finden sich entlang des Flusslaufs schnucklige Biwakplätze. Wir können nur einen Platz aus eigener Erfahrung heraus empfehlen, doch dieser hat uns komplett überzeugt. In der Nähe einer Wassermühle (Vodny mlyn pri Tomašikove; 48.0884036N, 17.6677215E) findet sich ein preiswertes Restaurant, dessen Toiletten bis 21 Uhr benutzt werden dürfen. Unweit des Restaurants gibt es am Fluss saftige, von alten Weiden umsäumte Wiesen auf denen man kostenlos zelten darf. Unsere Empfehlung: Halušky und Pivo, dann Sternschnuppensammeln am Fluss und ab in die Heia.
Ganz allgemein zum Thema Wildzelten – auch in dieser Disziplin lernte ich noch etwas hinzu und werde es auch beflissen in mein umfassendes Compendium zum Thema einfügen: Angelgebiete und Sportplätze. Erstere bieten sich natürlich per se an da ein weiteres Zelt hier überhaupt nicht auffällt so man es selbstverständlich unterlässt wildzuangeln. Und überhaupt lernte ich bei dieser Flachlandexkursion die Slowakei gewissermaßen neu kennen, denn dass Angeln hier so ein Ding ist, fiel mir in den Bergen naturgemäß nie auf. Der andere Tipp sind Sportplätze. Meist hat noch das kleinste Dorf einen, sie sind zumeist bestückt mit Tischen, Bänken, Toiletten, manchmal sogar Duschen und sehr oft auch eine Kneipe für das Feierabendbier. Eine schlichte Frage reicht meist und schon hat man ein bestens ausgestattetes Zuhause für eine Nacht. Es versteht sich natürlich von selbst, dass man das Zelt nicht auf dem bespielbaren Teil des Rasens aufstellen sollte.
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