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„Durch die Türkei zu reisen ist ein Fest für jeden, der sich einer solchen Fahrt würdig zu zeigen weiß. Die tiefe Kraft eines türkischen Busbahnhofes offenbart sich dem Neuankömmling nicht ohne weiteres, genauso wenig wie die der Bewohner dieses rauen und gastfreundlichen Landes: er selbst muss ihr auf den Grund gehen, muss lernen, ihre verborgenen Schätze mit diskreter Beharrlichkeit freizulegen.“
Juan Goytisolo in „Kibla –Reisen in die Welt des Islam“
Die Reiseroute (grob zusammengefasst)
Unser Weg aus dem Backofen des serbischen Donautals bis nach Bulgarien kann im Ratgeber zum Eurovelo 6 „Balkankapitel“ nachempfunden werden. Es war ein geschmeidiger Ritt neben der gemächlich dahingleitenden Donau. Die Hitze setzte uns anfangs zwar so sehr zu, dass wir unsere Radzeiten auf 6-11/17-Sonnenuntergang änderten, aber es waren dennoch sorglose, herrliche Zeiten.
Nachdem wir die zugewucherte und einsame Wojwodina verließen, fuhren wir erneut durch das spektakuläre Durchbruchstal des „Eisernen Tors“ (dieses Mal in die andere Richtung als bei der Rückfahrt von Projekt Radria I) um dann über Bulgarien, nebst kleiner Stippvisite in Rumänien, Kurs aufs Schwarze Meer zu nehmen. Nach so langer Zeit ohne Meer gönnten wir uns hier natürlich eine mittelgroße Pause bis wir uns nach Griechenland aufmachten.
Kurzanalyse Bulgarien & Rumänien: Der Nordwesten Bulgariens gehörte zu den verlassensten und ärmsten Regionen, die wir auf dieser Reise erleben durften. Der Wechsel aus dem belebten, vital wirkenden Serbien in diesen Teil der EU ließ uns gehörig erschrecken. Rumänien wirkte dagegen deutlich belebter und wohlhabender, speziell die Dörfer waren hier noch „in Verwendung“. Ein seltenes Bild, denn in den meisten EU-Regionen führen die Folgen von Stadtflucht und Vernachlässigung ländlicher Räume allzu häufig zu einem trostlosen Zustand einstmals belebter und fruchtbarer Regionen. Wie nicht anders erwartet, änderte sich die Erscheinung Bulgariens zusehends mit Annäherung an den sprichwörtlichen Goldstrand. Das ärmste Land der EU blieb dennoch als solches zu erkennen.
Und dann waren wir in Griechenland, bzw. erstmal in Thrakien. Wir näherten uns dem azurblauen Inselparadies über seine erdige Ferse an und lernten auf diese Weise noch ein weiteres Griechenland kennen. Zwei Dinge überraschten uns: Die ausgedehnten Baumwollfelder und die zahlreichen Dörfer mit Minaretten und Menschen darin, die wie selbstverständlich türkisch sprGenug des Müßiggangs – jetzt wird wieder in die Pedalen getreten. (Wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Jahr!) Noch etwa 90 km trennen uns von unserer lauschigen Weihnachtshöhle in Tiblissi. Nach einer Woche heftigen Wintereinbruch scheechen. Und erneut erreichten wir das Meer, dieses Mal „unser Meer“ und zwar in Alexandropoulis. (Wenn wir in Rumänien den Abstecher nach Alexandria gemacht hätten, wäre nach Alessandria in Italien das Alexander-Triple möglich gewesen.) Danach folgte ein kleiner Arbeitseinsatz in einer Olivenkolchose auf Chalikidiki und jede Menge Entspannung an den menschenleeren, idyllischen Stränden von Limnos, Chios und Samos. Und dann war es soweit, wir setzten über in die Türkei und betraten den dritten Kontinent dieser Reise.
Türkei
Da wären wir also wieder – Türkei. Dieses Land hatte uns auf unserer letzten Reise in unwägbaren Zeiten ein sicheres, geborgenes Heim geboten. Erinnerungen an zahllose freigiebige, warmherzige Momente kamen hoch, in dem Moment als die ersten Autos rücksichtslos und geistesgestört rasiermesserscharf an uns vorbeizischten.
Weiterhin bin ich kein Freund der Türkei, aber ein glühender Freund der Menschen die hier leben. Vielleicht lag es an unserer Art zu reisen, dass wir nie in Kontakt zu dem national-konservativen, fundamentalistischen Teil der Bevölkerung bekamen, die für die Wahlerfolge des Ayransultans verantwortlich zeichnen, doch wir trafen ausnahmslos Menschen, die, so sie Teil der Macht wären, ohne Zweifel für eine weltoffenere und friedlichere Türkei sorgen würden. Daneben kann dieses Land natürlich noch in fast allen Kategorien aus dem vollen schöpfen: jede Menge majestätischer Berge, immer noch genügend idyllische Küsten, üppige Natur und Geschichte bis zum Abwinken. Das alles bekommt man aktuell äußerst preisgünstig so man die Finger vom Alkohol lässt. Nein, schlussendlich habe ich zu danken für ein perfektes Asyl in turbulenter Zeit und eines ist sicher, wir sehen uns wieder, denn es sind noch viele Fragen offen.
Vorläufiges Fazit vor fünf Jahren
Ja, nun ….
Dieses Land bleibt weiterhin eine Herausforderung für den beschreibenden, zu verstehen versuchenden Reisenden. Schwer, ja nahezu unmöglich scheint es mir, zusammenzufassen, was wir hier erlebten und mitnahmen. Fangen wir ganz klassisch mit den positiven Dingen an: Speziell wenn man sich von Westen an die Türkei annähert, wird man in den ersten Tagen von der allseits präsenten Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit mittelschwer bis hart überrascht sein. Der geneigte Leser mag hier gutwillig murrend abwinken, liest er doch hier des öfteren davon wie gut und offen all die Menschen hier draußen in aller Herren und Damen Länder wären. Nun, dem ist tatsächlich so. Nirgends möchte man dem alten Geheimrat mit seiner Einschätzung des Menschen und seiner Güte und Hilfreichigkeit mehr zustimmen als fern der Heimat am Straßenrand der Gesellschaft. Und dennoch. Die Türken sind anders, intensiver, aufopferungsvoller, selbstverständlicher – die Art wie man hier als Fremder behandelt wird, gleicht einer Naturgewalt. Selbstverständlich einer wohltuenden, sanft in den Arm nehmenden Naturgewalt, aber dennoch übermächtig und omnipräsent. Es ist diese Grundstimmung, die jeden Rumtreiber sofort in wohlige „Streck-die-Füße-aus“-Heimeligkeit verfallen lässt.
Und auch ganz allgemein fällt der gute Zustand, das Höchstmaß an Organisation und Struktur auf. Der Islam als Religion und bedeutender Ränkeschmied im Hintergrund und elementarer Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, aber eben mit Betonung auf Bestandteil und nicht des Pudels Kern. Nach dem ausführlichen Genuss zweier weiterer islamischer Kandidaten wir Tunesien und Marokko begriffen wir erst jetzt so richtig, was hier im letzten Jahrhundert geleistet wurde und wie dankbar wir (bei allen riesigen Macken und offensichtlichen Problemen) für das sind, was hier erreicht wurde.
Kommen wir nun zu den eher betrüblichen Aspekten die eine Radreise durch die Türkei mit sich bringt: Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten, der Straßenverkehrskultur. Schon bei den ersten Metern nach der Fähre merkt man: Hier weht ein anderer Wind! Ein schneidender Wind voller Rücksichtslosigkeit und Eigensinn. Man gewöhnt sich zwar schnell an das, was anfangs als schockierend, ja lebensgefährlich wahrgenommen wird. Doch es bleibt jeden Tag aufs neue faszinierend wie sich all diese tadellosen Gentlemen in engstirnige, gemeingefährliche Rüpel verwandeln sobald sie sich mit einer Karosserie verhüllen. Auch hier mag man einwenden, dass man doch auch in dieser Disziplin aus den meisten Ländern ähnliche Klagen gehört habe. Doch auch hier weiß man sich in der Türkei mit einem, sich deutlich vom gewöhnlichen Schrecken abhebenden Niveau abzuheben. Das Ausmaß an kompromissloser Selbstsucht ist beachtlich und in den meisten Fällen witzigerweise gar nicht so böse gemeint wie es sich anfühlt. Dieser Straßenterror lebt größtenteils von einer, das Auto als natürliches Ende der Nahrungskette betrachtenden Welt. Das Recht des Stärkeren in einem Land, welches in rasanten Tempo mit exzellenten Straßen und immer mehr und immer größeren Autos ausgestattet wurde. Das Resultat ist eine gnadenlose Verkehrskultur, in der jeder Verkehrsteilnehmer felsenfest davon ausgeht, dass das Universum kollabieren würde, wenn man grundlos und freiwillig einem anderen die Vorfahrt anbieten würde.
Und dann wäre da noch ein düsterer Aspekt der Türkei welcher hier angesprochen gehört. Schon bei unserer letzten Exkursion vor fünf Jahren stach sie uns beißend und giftig ins Auge: Die wahnsinnige und überall präsente Naturverwüstung. Selbstverständlich findet diese bekanntermaßen auch jenseits der türkischen Landesgrenzen statt, doch die entfesselte Intensität von Flächenfraß, ungezügelter Bebauung, hastiger und planloser Umgestaltung von Naturräumen für kurzfristige und teilweise sinnlose Projekte sucht zumindest unter den westlichen Nachbarstaaten seinesgleichen. Die verpestete, staubige Luft, welche zumindest bei uns für tägliche Kopfschmerzen sorgte, ließ uns verzagt darüber nachdenken ob die Idee, mittels Radfahren und draußen leben einem gesünderen Lebensstil zu frönen, in der Türkei so richtig aufgehen kann.
Abseits der politischen Verwerfungen, die auf einem anderen Blatt stehen und hier den Rahmen sprengen würden, war es das aber schon an Nachteilen, die man bedenken sollte, wenn man es in Erwägung zieht, dieses gewaltige Land ohne den stählernen Schutzschild eines Automobils zu erobern. Letztlich überwiegen für uns die Vorteile eindeutig und wir gehen erneut staunend aus diesem ganz besonderen Land mit seinen außergewöhnlichen Menschen heraus. Auch dieses Mal sind wir noch weit entfernt von einem abschließenden Urteil, doch eines ist gewiss: Wir werden wieder kommen!
Die Reiseroute (türkischer Teil)
Als wir Anfang November von Samos in die Türkei übersetzten, schien die noch zu bewältigende Route gigantisch, ja nahezu absurd. Bis 1. Dezember mussten wir in Kutaissi in Georgien sein. Lachhaft! Auch in Anbetracht der kürzeren und frischeren Tage war es klar, dass wir hier ein wenig tricksen mussten um unser Ziel rechtzeitig zu erreichen. Doch bevor wir dies taten, gönnten wir uns noch ein paar entspannte Abschiedstage an unserem Lieblingsmeer bevor wir eine der wenigen steigungsarmen Schlupflöcher wählten um ostwärts ins Landesinnere vorzustoßen. Wir fuhren über das fruchtbare Mändertal bis Denizli wo dieses Radjahr im Prinzip endete. Es gab danach zwar noch kleinere Radfahrten, ja wir schafften es sogar noch einen weiteren Tausender hinzuzufügen, aber letztlich setzten wir ab jetzt auf Bus und Bahn und übernachteten auch größtenteils in festen Behausungen und verschmähten unser Zelt. Der erste große Sprung brachte uns erstmals nach Kurdistan. Bis nach Diyarbakır fuhren wir mit einem ausgezeichneten türkischen Reisebus. Dann radelten wir doch noch ein wenig herum und trauten uns bis nach Hasankeyf, bzw. das was davon übrig geblieben ist.
Doch irgendwann konnten wir den Termin nicht mehr länger aufschieben und mussten uns in den bedenklich kühlen und verregneten Norden trauen. Wir fuhren erneut sehr komfortabel durch die Nacht und blickten voller Furcht auf die verschneiten Bergpässe über die wir fuhren. Hopa, die letzte türkische Stadt vor der georgischen Grenze begrüßte uns dann auch wie erwartet mit strömenden Regen. Wir warteten zwei Tage ab und nutzten eine Regenpause um hinüber nach Georgien zu radeln. Nur um dort, kaum angekommen, erneut durch Regen ausgebremst zu werden. Dieses Mal aber für geschlagene sechs Tage, doch das ist schon eine andere Geschichte…
Bedenken- und Bemerkenwertes
Eine der überraschendsten Merkwürdigkeiten ist die Fremdsprachschwächigkeit der meisten Türken. Dies verwundert einerseits ob der zahlreichen Gastarbeiter, die in ihr Heimatland irgendwann zurückgekehrt sind und andererseits angesichts des jahrzehntelangen Massentourismus, der hier sein Zuhause gefunden hat. Doch es bleibt dabei: Abgesehen von Marokko, einem Land mit knapp 50% Analphabeten gab es auf unserer gesamten Reise kein Land, in dem die Kommunikation rudimentärer gewesen wäre. Und das obwohl sämtliche Menschen, die uns begegneten so gerne mit uns gesprochen hätten. Tatsächlich hatte ich auch oft das Gefühl, dass viele Türken es erwarteten, dass man Türkisch sprechen müsse und so gerät so manche kurze Begegnung wie selbstverständlich zur Türkischlehrstunde. Dies ist vielleicht der Größe des Sprachraums oder auch meiner Erscheinung geschuldet. Aber dadurch ist man natürlich motiviert sich in der Landessprache weiterzuentwickeln und ich kann gewisse Fortschritte auch nicht verleugnen. Die ersten Gehversuche fielen mir im Türkischen tatsächlich sehr leicht: größtenteils kurze, leicht und dem geschriebenen Wort entsprechende Worte – doch der sprachbegeisterte Routinier kennt seine Grenzen und weiß wohin die Reise geht. Die spiegelverkehrte Bandwurmsprache auf die man sich hier einlässt, sprengte schon in den Anfängen meine Kapazitäten. Nein, so schön es war, voller Wonne aalte ich mich in meiner geliebten russischen Sprache, welche sich schon kurz hinter Hopa an der georgisch-türkischen Grenze zu erkennen gab und mich freundlich willkommen hieß.
Eine Kleinigkeit sollte noch erwähnt werden: Die absurde Preisgestaltung von Sehenswürdigkeiten in der Türkei. Man kennt es und hat sich mittlerweile schon dran gewöhnt: In manchen Ländern ist es üblich von Ausländern für verschiedene Dienstleistungen mehr Geld als von Einheimischen zu verlangen. Speziell bei Sehenswürdigkeiten kann dies bisweilen erstaunliche Blüten treiben. In Marokko beispielsweise war der fünffache Preis üblich. Doch die Türkei toppt diesbezüglich alles. Bei den beiden touristischen Hotspots Ephesos und Pamukkale ,die wir besuchten, war der 15- bzw. 20fache Preis zu berappen. Aber solange die Kreuzfahrer hier noch busseweise ausgekippt werden und diese ohne zu zögern jene absurden Mondpreise akzeptieren, kann man die dreisten Wucherpreise für den Einlass in fie zahlreichen Hochkulturstätten irgendwie nachvollziehen. Keine Sorge, es gibt neben diesen Abzockstätten noch reichlich kostengünstige Sehenswürdigkeiten abseits der Schleimspur des touristischen Mainstreams.
Nützliche Links
- Eine neu entdeckte Seite (auch als App verfügbar) ist infobus.eu – für mich die bislang beste Methode im Wirrwarr der Busgesellschaften die beste Verbindung und Tarif zu finden. Im Autoland Türkei ein nützliches Mittel um dieses riesige Land zu durchkreuzen.
- Die türkische Staatsbahn – dieses Mal hat es zwar nicht geklappt mit uns, aber bevor man in den Bus steigt immer erst hier prüfen ob es da nicht vielleicht doch eine Möglichkeit gibt
Ausblick
Und schon waren wir in Georgien, unser mehr als sonderbares Winterdomizil. Schließlich hatten wir uns doch, nachdem wir in Tunesien wochenlang mit Wärmeflasche ins Bett springen mussten, in Marokko bis auf die Knochen durchnässt und von eisigen Winden zum Heulen gebracht wurden, uns geschworen, dass dies ein Winter ohne Experimente werden sollte. Wir wussten nicht wie lange uns diese Rumtreiberei noch gegönnt wird und so wollten wir einfach noch einen Winter in unserem Leben ohne Zähneklappern, düstere Wolken und Regenorgien erleben. Und nun sind wir in Georgien. Der Witz dabei ist, wir wussten worauf wir uns dabei einlassen, dass wir unseren Traum von klimatischer Sorglosigkeit opfern, liegt einzig und allein daran, wie sehr wir dieses kleine, bergige Land am Rande Europas lieben. Wir entdeckten es vor gut zehn Jahren und kamen im Laufe der Zeit immer wieder für kürzere Aufenthalte zurück. Nun eröffnete sich die Möglichkeit, in diesem Land mal etwas mehr Zeit zu verbringen, sich besser kennenzulernen und zu erfahren ob es mehr als eine Ferienliebelei ist sondern vielleicht etwas Ernstes. Dementsprechend kann dies hier nur eine Ausblick sein, eine Andeutung auf Kommendes. Wir haben schon jetzt Mitte Dezember monsunartige Regenfälle, Schneechaos und eisige Stürme erlebt und dennoch lässt die Vorfreude auf einen Winter in diesem einzigartigen Land nicht nach.
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