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- Der italienischen Reise zweiter Teil
- Der italienische Reise dritter Teil
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Böhmisches Paradies – Autocamp „Sedmi Horky“ – wir erreichen nach einem langen Tag auf dem Rad unser Etappenziel. Außer dem unablässig an uns vorbeibrausenden Autoverkehr haben wir wenig Anzeichen menschlicher Zivilisation bemerkt. Es war eine Fahrt durch verlassen wirkende Dörfer, stille Kleinstädte und einsame Landschaften. Doch dann: Autocamp „Sedmi Horky“. August, Ferienzeit. Caravan an Caravan, puddingfarbene Billigzelte soweit das Auge blicken kann. Dazwischen eine staubige Straße, die die neuralgischen Punkte des Erholungsdienstleisters miteinander verknüpft: Restaurace-Sanitärbereich-Spaßbad. Wir zwängen uns hindurch, immer wieder ungläubig um uns blickend, wo wir hier gelandet sind. Wenig später sitzen wir in eine Ecke gezwängt mit einem Bier im Plastebecher, noch etwas später im Zelt, irgendwo am Rand der Touristenlawine. Nur schnell einschlafen, die Nacht hinter uns bringen, morgen sind wir wieder freie Vögel, den Wind im Haar, die Landstraße unser Zuhause.
Am nächsten Morgen ist es noch still als wir zusammenpacken. Wir radeln nur einige hundert Meter und sind in einer märchenhaften Wald- und Felslandschaft – Český Raj – das Böhmische Paradies! Erste Sonnenstrahlen funkeln durch die Walddecke und lecken am Morgentau, Vögel zwitschern, der Boden knirscht unter unseren Rädern. Ein letzter Anstieg und wir rollen vor der Burg Waldstejn aus. Niemand ist hier, totale Stille. Und nur zehn Radminuten von hier entfernt stehen sich hunderte erlebnis- und erholungshungrige Menschen gegenseitig in den Hacken um die Morgentoilette zu absolvieren oder das gewohnte Standardfrühstück zu erwerben. Masse und Leere – extreme, kaum zu ertragende Menschen- und Autoansammlungen versus dem kompletten Fehlen desselbigen, dafür aber meistens in kürzester Distanz zueinander – dieses Phänomen fasziniert mich schon seit längerem, auf dieser Reise schien es mir aber noch ausgeprägter als sonst zu sein. Daher ist es nun wirklich an der Zeit hierüber etwas tiefer nachzudenken.
Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Nun, angesichts meiner Wertschätzung dem Wolf gegenüber würde ich diese Redensart gerne abwandeln, allein mir fällt kein Lebewesen ein, welches hier verdientermaßen passend eingesetzt werden könnte. Wohlmeinend eingeschätzt stehen die meisten Menschen ihren Mitmenschen skeptisch gegenüber. Zumindest wenn man ihre Reaktionen von außen beurteilt. Es wird getuschelt, geklatscht und Gehässigkeiten jeder Form ausgetauscht. Immer wieder faszinierte es mich speziell im beruflichen Kontext, wie unvermeidlich und allgegenwärtig das Gespräch über die Unfähigkeit der anderen war. Eigene Fehler oder Unzulänglichkeiten wurden so gut wie nie erwähnt, was mich stets verwunderte, weil dies ja auf einen beachtlichen Sprung im Raum-Zeit-Kontinuum hinweisen könnte. Die Masse der ausgewiesenen Idioten und die verschwindend kleine Anzahl von Menschen die auch nur ansatzweise idiotische Tendenzen an sich selber entdeckten, ließen nachdenklich werden. Aber auch im familiären Rahmen ist der Mensch selten ein Wesen, welches seine Mitmenschen vorbehaltlos schätzt und liebt. Unter dem Deckmantel langer Kenntnis des anderen lassen sich hier Abneigungen und Verurteilungen viel schwungvoller begründen. Wenn überhaupt, dann fühlt sich der Mensch nur in winzigsten Kleingruppen halbwegs wohl mit seinesgleichen. Diese sind dann altersabhängig entweder familiär, freundschaftlich oder in Ausnahmefällen mit einer Kombination aus beiden begründet.
Angesichts dieser Beobachtung sollte man nun annehmen, dass ein Mensch, so er Zeit und Gelegenheit hat, alles dafür geben sollte, sich von seinen Artgenossen zu entfernen, die Einsamkeit zu suchen und sich abseits der Menschheit gebührend zu erholen. Doch weit gefehlt, außer einigen wenigen sucht die große Masse unablässig nach den anderen, scheint förmlich danach zu streben mehr zu werden. Dieses Verhalten betrifft selbstverständlich ausschließlich den Erlebnisraum „Freizeit“, denn wie jeder weiß, gibt es daneben noch die Zwangskammer „Erwerbsarbeit“, die man natürlich nicht selbst bestimmen kann. Hier ist man den herrschenden Bedingungen hilflos ausgeliefert und hauptsächlich damit beschäftigt all die Inkompetenz und Unfähigkeit der anderen zu ertragen. Warum also führt diese unablässig formulierte Überdrüssigkeit mit anderen Menschen nicht dazu, dass er nachdem die Stechuhr es ihm gestattet, das Weite sucht? Denn, so erstaunlich dies klingen mag, Stille und Menschenleere finden sich überraschenderweise meist in direkter Nähe zu den quirligsten und überfülltesten Orten. Eben dieses Phänomen sah ich speziell auf dieser Reise so oft, dass ich mich genötigt fühlte, ein paar Gedanken darauf zu verschwenden, warum verdammt, der Mensch tut was er tut.
Eine Idee wäre es, dass die Menschen sich dann doch mehr lieben als sie es wahrhaben wollen oder es öffentlich zugeben. Das wäre ein wirklich schöner Gedanke und ich muss gestehen, dass ich sehr mit ihm geflirtet habe. Im Kern ist es vielleicht wie mit der Sache mit dem lieben und necken. Bloß weil man über den anderen ständig herzieht, hegt man dennoch Sympathien für ihn oder mehr noch, denkt auf ihn aufpassen zu müssen und ihn gegebenenfalls noch in die rechte Richtung zu stupsen. Tatsächlich mag hier einiges dran sein. Offenheit im Umgang mit anderen Menschen, ob nun wohlbekannte oder fremde, ist für die meisten Menschen bei weitem keine Selbstverständlichkeit und so könnte das Motiv für die Sehnsucht nach der Herde hier tatsächlich darin begründet liegen, dass man sehr oft nur vorgibt, Probleme mit Menschen zu haben, diese Probleme in Wirklichkeit aber nur vorgeschoben sind damit man nicht zufällig dabei erwischt wird, ein netter Kerl zu sein, der seine Mitmenschen schätzt.
Und ja, ich vermute als Ursache für dieses merkwürdigen Sozialverhalten in jedem Falle eine gewaltige Portion Unsicherheit wie auch schlichte Angst. Denn es mag eine Sache sein sich über sein Gegenüber das Maul zu zerreißen, aber es ist eine andere, gänzlich ohne ihn auszukommen. Schließlich muss die Grundversorgung, der als Mängel bei anderen Menschen wahrgenommenen Eigenschaften gesichert sein, worüber sollte man sich sonst aufregen. Am Ende würde man noch über sich selbst nachdenken! Es erinnert ein wenig an die, ich denke bei Konrad Lorenz beschriebene Anekdote, der beiden Hofhunde, die tagein tagaus am Zaun entlanghetzen und sich dabei mit schlimmsten Schmerzandrohungen anbellten. Eines Tages fehlt ein Stück Zaun und sie könnten nun endlich beide übereinander herfallen. Es kommt jedoch nicht dazu denn beide beschließen instantan die Chance nicht zu nutzen und ignorieren in beiderseitigen Einverständnis die Lücke, bellen sich jedoch weiterhin mit unversöhnlicher Attitüde an.
Bei all diesen tiefsinnigen Überlegungen schleicht sich natürlich immer auch eine schlichtere Lösung heran. Speziell hinsichtlich dem Ursprung dieser Gedanken, dem touristischen Zusammenhang, könnte man nun auch die einfache Annahme prüfen ob es auch nur am Geld liegen könnte. Sprich, sollten die unteren bis mittleren Gesellschaftsschichten salopp gesagt keine andere Möglichkeit haben, als ein Urlaubsziel zu wählen, welches etwas mehr Abstand zu anderen Menschen gewährt? Betrachtet man dagegen die „oberen Zehntausend“, so erkennt man hier schon Reisevarianten mit deutlich mehr Distanzpotential. Doch ich denke, hier täuscht der erste Eindruck. Schließlich suchen auch reichere Touristen die selben hot spots und Sehenswürdikeiten auf, sie sind lediglich etwas besser ausgestattet sowie mit protzigeren Übernachtungsgelegenheiten und Fortbewegungsmitteln ausgestattet. Aber auch sie suchen die Masse, vielleicht eine andere, aber es bleibt eine Menschenmasse zu der es sie zieht. Auch hier sind es zweifellos die Ausnahmen, die sich ohne viel Gewese auf einsame Insel oder ein sonstiges Luxusetablissement zurückzieht.
Und damit kommen wir zu meiner abschließenden Erkenntnis: Der Hauptgrund für die sich an gewissen Punkten stapelnden Menschen ist der, dass sie mit sich allein nicht zurecht kommen. Alle vorgenannten Aspekte spielen hier bestimmt in gewissen Maße mit rein, aber der entscheidende Punkt ist, jener, dass die meisten Menschen in einer zerrissenen Welt leben. Einerseits verachten sie den Großteil ihrer Mitmenschen, andererseits könnten sie keinen Tag ohne sie überstehen. Weil sie Angst haben, unsicher und unselbstständig sind, aber am allerwichtigsten – weil sie sich alleine nicht genug sind. Daher stürzen sie sich, ohne die Ironie auch nur im Ansatz zu verstehen, in das soziale Massenbad um sich genau über das aufzuregen ohne das sie nicht existieren könnten. Bizarr fürwahr, aber in ihrer Absurdität schon irgendwie wieder schön ist sie, diese Erkenntnis, wenn man sie in ihrer lupenreinen Klarheit nochmal genauer betrachtet.
Was fangen wir nun damit an? Lange Zeit konnte ich der Sachlage ja sogar einiges abgewinnen. Sollten sie sich doch nur in irgendwelchen hässlichen Betoncarrés sielen, sich gegenseitig im Weg stehen und dabei Müll und Lärm in nie gekannten Ausmaße erzeugen. Somit wären sie wenigstens auf gewisse Punkte konzentriert, die man tunlichst umfahren könne. Umso mehr leere Strände, majestätische Gipfel und idyllische Bergwiesen blieben für mich. Von diesem Argument geht in der Tat eine bestechende Logik aus. Doch die letzten Monate ließen mich diesbezüglich sacht ins Zweifeln geraten. Seit längerer Zeit kreuzen wir nun schon durch die Off-Season. Die gesamte Adria inklusive der drei Meere Siziliens. Man sollte denken, dass speziell Italien ausreichend Küste für die gesamte Menschheit bereitstellen könnte. Doch das auf Immobilieninvestement und Wachstum austarierte Gewinnersystem in dem wir uns aktuell aufhalten, hat in den letzten Jahrzehnten nochmal gewaltig zugelegt und soweit möglich, jegliche eventuelle Lücke in dieser Küste entweder mit gesichtslosen Ferienhäusern, die acht Monate im Jahr ungenutzt herumstehen, oder hässlichen Investruinen vollzustellen. Wie oft fuhr ich in diesen Monaten durch apokalyptisch anmutende Satellitenstädte – still und kalt – ohne jeden Sinn und Verstand in die Gegend geklotzt, ließen sie mich nachdenklich werden. Wenn man die Tätigkeit des Menschen in gewissen Aspekten seines Treibens mit einem Virus vergleichen kann, so wird sie im Angesicht dieser Tourismusgeschwüre, die temporär angelegt sind, den Planeten aber ganzjährig belasten, umso augenscheinlicher. Nein, man kann es nicht mehr dulden und darauf setzen, dass man bis jetzt noch immer zwischen all den Zäunen, SUVs und Autowaschanlagen ein romantisches Gratisplätzchen gefunden hat.
Reißt die Investruinen ab, stellt kein neues Tourismusgedöns in die Landschaft, baut wenn überhaupt, bereits bestehende Strukturen aus! Damit nicht irgendwann aus einem kämpferischen „No pasarán!“ ein klägliches „No podemos pasar“ wird. Ach, und der Strand gehört dem Volk! Kleine Zusatzinfo: Es besteht keine Pflicht für das Volk bis an die Waterkant mit dem Auto ranzurollen. Laufen tut’s auch.
Schöne oder vielleicht eher schaurige und traurige Fotos von den Zivilisationsruinen!
Ich habe den Eindruck, viele Menschen wollen oder können tatsächlich nicht lange allein sein. (Aus Erfahrung: Mit solchen Menschen sollte man niemals eine Beziehung eingehen!) Ich kenne auch Leute, die regelrecht bedrückt und angsterfüllt sind, wenn sie ein paar Stunden durch den Wald gehen und niemandem begegnen. Wohlgemerkt in Deutschland oder Österreich, wo keine Gefahren drohen und wo man früher oder später immer wieder auf eine Straße stößt und zurück nach Hause findet. Aber die glauben, sie würden verhungern und sterben wie in Grimms Märchen.
Faszinierend finde ich auch, wie du sagst, wie wenig weit man oft gehen muss, um relative Ruhe und Abgeschiedenheit zu genießen. Ich bin gerade zwei Monate in Müggelheim, was ja noch irgendwie Berlin ist, aber wenn nicht gerade Sonn- oder, wie heute, Feiertag ist, kann ich da den ganzen Tag durch die Wälder streifen, ohne einen anderen Menschen zu sehen:
https://andreas-moser.blog/2023/03/01/muggelheim-schweden/
Für mich gehört zur Abgeschiedenheit auch, dass ich kein Handy mitnehme. Denn eigentlich stört diese Verbindung mehr als der eine oder andere Wanderer oder Jäger oder Schafhirte.
Und was die Reiseziele anbelangt: Viele Leute sind einfach nicht kreativ. Oder vielleicht etwas ängstlich. Ich kenne erfahrene Wanderer, die den Pacific Crest Trail oder so gewandert sind, aber wenn ich erzähle, dass ich einfach so drauf loswandere (in Mitteleuropa wohlgemerkt, also objektiv vollkommen ungefährlich), dann flippen sie aus, weil ich keinem vorgefertigten „Trail“ folge.
Auch in Kanada habe ich das erlebt. Da ist ja nun wirklich viel Platz und Natur. Aber auch die meisten selbsternannten Outdoor-Freaks müssen immer zu einem bestimmten „Trailhead“ fahren (natürlich mit dem Auto) und vorher alles googeln und downloaden, sowie nachher alles markieren und uploaden. Die genießen auch unterwegs nicht die Natur, weil sie immer aufs Handy starren, um ja nicht vom Weg abzukommen. Obwohl es vollkommen egal ist, weil ja sowieso ringsherum überall Wald ist.
Vielleicht sind nicht namentlich bekannte Orte aber auch einfach nicht vermarktbar genug. Die kann man ja nicht einmal richtig geo-taggen. Also gehen sie halt zu einem „Panorama Lookout“, den sie auf der Karte sehen, anstatt einfach auf den nächsten Felsen zu klettern. Und wenn man einfach so durch den Wald läuft und eine schöne Lichtung oder einen See findet, was soll man damit nur machen, wenn die so klein/unbekannt sind, dass sie auf Google Maps nicht einmal einen Namen haben, oh Schreck?