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Tadschikistan besteht fast ausschließlich aus Bergen. 90% der Landesfläche wären gebirgig, behauptet zumindest ganz konventionell Tante Wikipedia. Auf unserer Reise durch das Land erhöhte sich dieser Prozentsatz auf immer dramatischere Weise. 93%, 95%, ja 97% versicherten uns die Einheimischen wären fest in Bergeshand. Wie dem auch sei, tatsächlich handelt es sich bei Tadschikistan um eines der bergigsten Länder der Welt und man hat diese majestätischen Granden fast immer fest im Blick. Wo auch immer man sich in diesem Land befindet.
So lag es nahe, wenn man schon mal hier ist, die Räder beiseite zu stellen, die Wanderschuhe fest zu schnüren und sich diesen Schönheiten per pedes anzunähern. Die Inspiration zu dieser schlichten Drei-Tages-Tour ergab sich aus einer banalen Googlesuche und unserer Radroute durch Tadschikistan. Der Abzweig lag quasi am Wegesrand, wir mussten die Füße nur etwas ausstrecken und schon waren wir dabei.
Andere Wissensquellen
Dementsprechend fällt diese Kategorie denkbar dünn aus. Wir haben weder Wanderführer konsultiert, noch sonstige Materialien zum Thema studiert. Eine Kurzrecherche zum Thema ergab übrigens das übliche Dilemma: Zu Zentralasien gibt es an sich wenig, so dann, große Überraschung, fehlt die fachliche Betreuung zum Fan-Gebirge fast gänzlich.
Anreise
Natürlich sei unsere Art der Anreise, mit dem Fahrrad und zuvor einem kleinem Abstecher nach Tunesien und Marokko, nicht unbedingt in jedem Fall empfohlen werden. Daher ist das Flugzeug höchstwahrscheinlich die realistischste Option. Der sinnvollste Flughafen wäre hierbei Samarkand (von dort dann per Marschrutka oder Taxi knapp 100km), Duschanbe als zweite Wahl (mehr als doppelt soweit und eine deutlich anstrengendere Anreise; es sei denn man steigt bei Sarvoda ein, s. Routenempfehlung)

Herumreisen
Es gibt einen lockeren ÖPNV in Gestalt von leger verkehrenden Marschrutkas. Daneben ist jeder fahrbarer Untersatz, dem man begegnet eine reale Mitfahrgelegenheit. Unbedingt vor dem Einsteigen klären ob es eine kostenlose, nette Geste ist oder hinterher entlohnt werden muss. Die Mitnahmementalität ist auf jeden Fall sehr hoch. Unser Versuch, den Rückweg mit eigenen Kräften zu bewältigen, wurde immer wieder von Angeboten, uns mitzunehmen, unterbrochen.
Charakteristik des Gebirges
Das Gebirge befindet sich im westlichen Teil des Pamir. Es wird im Norden durch das Tal des Flusses Serafschan begrenzt, im Süden vom Hissargebirge. An der westlichen Grenze befinden sich die „Haft Kul“ (Sieben Seen). Einen Teil der Ostgrenze stellt der Fandarja dar, ein linker Nebenfluss des Serafschan. Im östlichen Teil des Gebirges befindet sich außerdem der Moränensee Iskanderkul. Der höchste Berg der Gebirgskette, der Tschimtarga, ist 5489 m hoch. Obwohl der Pamir die höchste Region Tadschikistans ist, ist das Fan-Gebirge nur knapp tiefer.

Es ist unmöglich alle Wunderbarkeiten des Fan-Gebirges aufzuzählen, genauso wie alle abzulaufen. Das Gebirge ist hauptsächlich bekannt für seine prächtigen Seen (60% des Wassers Zentralasiens gluckern und glucksen in Tadschikistan herum). Poulär ist hier besonders der Alauddin-See. Dieser wird von den höchsten Gipfeln des Fan-Gebirges flankiert. Außerdem wäre noch Iskanderkul zu erwähnen, der größte See des Fan-Gebirges mit einer Tiefe von 72 Metern. Iskanderkul, benannt nach Alexander dem Großen, ist eines der Wahrzeichen Tadschikistans. Und dann gibt es natürlich noch die, von uns besuchten Kulikalon-Seen – diese idyllischen Seen erstrecken sich über ein 2800 Meter hohes Plateau, das sich über mehrere Quadratkilometer vor dem Hintergrund hoch aufragender Felsklippen erstreckt – einfach unbeschreiblich. Zuletzt muss natürlich noch „Haft Kul“ erwähnt werden, die sieben langgestreckte Seen, die sich schrittweise auf verschiedenen Ebenen befinden, sind einer der Hauptattraktionen und Anziehungspunkte des Fan-Gebirges.
Regeln & Gesetze
Hier kommen wir zum zweitschönsten Aspekt einer Wanderung durch das Fan-Gebirge: Neben der schon mehrfach angesprochenen traumhaften, nahezu irrealen Natur, der man hier an jeder Ecke begegnet, gibt es sonst keinerlei Einschränkungen oder Gängeleien. Man darf zelten wo man will, Feuer machen und angesichts der teils schlecht erkennbaren Wege auch querfeldein laufen. Hier ist man nämlich noch wirklich allein mit den Naturgewalten. Das setzt natürlich gewisse Vorerfahrungen, Souveränität im Umgang mit rauen Elementen und natürlich ein verantwortlicher Umgang mit den vorhandenen Ressourcen voraus. Auch in Bezug auf den nachfolgenden Aspekt kann eines festgehalten werden – dieses Gebirge ist mit Sicherheit keine Einstiegswanderung!






Ausrüstung & Fitness
Obwohl die Bedingung weitestgehender Selbstversorgung für die meisten, hier veröffentlichten Wanderratgeber grundlegend ist, in diesem speziellen Falle sei noch einmal gesondert und mit großen Ausrufungszeichen darauf hingewiesen. Wenn man sich hier in die berge schlägt, sollte man sich hinsichtlich der Ernährung und der medizinischen Grundversorgung sehr sicher sein, denn man kann nicht davon ausgehen in diesen zivilisationsfernen Räumen auf Versorgung zu hoffen. Außerdem wichtig: In den Bergen gibt es keinerlei Handyempfang – Offline-Karten sollten daher unbedingt organisiert sein. Zwar gibt es auch hier Hütten, die gegen mit Lebensmitteln aushelfen können, doch verlassen sollte man sich besser nicht darauf.




Ein Dutzend anderer Gipfel erreichen ebenfalls mehr als 5000 Meter, und dazu gibt es noch unzählige Gipfel über 4000 Metern. Egal wohin du dich hin wendest, du wirst immer von riesigen Bergwänden umgeben sein. Im Durchschnitt befindet man sich hier meist auf Höhen zwischen 2000 und 4000 Metern. Es versteht sich von selbst: Wandern in solch beträchtlichen Höhen erfordert enorme Ausdauer und eine gute körperliche Vorbereitung.
Routenempfehlungen & Links
Unsere Drei-Tages-Tour begann im Tal der Kishtud. Dies ist ein Bergfluss, der bei Ruknobod in die, das Fan-Gebirge begrenzende Zarafshon mündet. Der Startpunkt kann hier variabel verhandelt werden. Natürlich ist ein „Basislager“ so hoch wie möglich komfortabel. Ab Panjrud hört die befestigte Straße auf und der Verkehr verschiebt sich deutlich von Motoren auf Esel. Wir spazierten am ersten Tag über die „Alpinistskaya Turisticheskaya Baza“ (eine solide Berghütte mit allem Luxus, die man erwarten kann, allerdings zu gesalzenen Preisen; Beispiel: ein kleines Bier $4,50) hinauf zum spektakulären Chuqurok-See. Dies bedeutet zwar noch einen massiven, kleinen Schlussanstieg (250 Hm auf knapp 2km), aber es lohnt sich. Hier oben sieht man sich einem unvergleichlichen Bergpanorama gegenüber, ein natürliches Amphitheater, das jegliche Anstrengung des Menschen, dergleichen mittels Architektur nachempfinden zu wollen, zu verhöhnen scheint. Lauschige Zeltplätzchen finden sich hier zu Hauf.
Distanz: 18,5km*variabel ob des Startpunkts – 1125m Aufstieg*ebenso variabel
Am zweiten Tag steht gleich zu Beginn ein gewaltiger Anstieg auf den Chuqurok-Pass (3175m), gut 750Hm sind auf etwa 4km zu erklimmen. Der Weg zieht sich anfangs an einem Bach entlang, so dass man sich zumindest um Trinkwasser keine Sorgen machen muss. Sobald der Aufstieg geschafft ist, öffnet sich der Blick auf das nächste Theater. Ein spektakulärer Blick auf die verschiedenen Kulikalon-Seen. Mit jedem Schritt hinunter wird alles noch sinneszerstäubender – ein einzigartiger Ort, den ich magisch nennen würde, wenn ich nicht wüsste, wie dieses Wort in letzter Zeit geschunden und missbraucht wurde. Es gibt am Siyoh-Kulon eine kleine Hütte wo man für akzeptable Summen Plov und Tee erwerben kann, so man will. Apropos „will“- so das Wetter es zulässt, würde ich mich hier in der Umgebung niederlassen und das Zelt aufschlagen. Wir sahen den herannahenden Regen am nächsten Tag und entschieden uns für den kniequietschenden Abstieg bis hinunter kurz vor die Baza (750Hm Abstieg auf 8km).
Distanz: 13km – 800Hm Aufstieg – 1060m Abstieg

Der dritte Tag ist dann eigentlich ein reiner „Auslauftag“. Aber so hat man noch einmal Gelegenheit, das Tal, welches man am ersten Tag hinaufgelaufen ist, mit offenen Augen betrachten zu können. Es gibt nicht viel zu erwähnen für diesen Tag. In Artuch gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, der sich für eine Brotzeit anbietet und in Panjrud einen hübschen, halbverwilderten Park in dem das Mausoleum eines gewissen Rudaki steht.
Distanz: 18km – 865m Abstieg*variabel ob des Einstiegspunkts











Eine mögliche, sehr verführerische Erweiterung, die diese Route von einer Rundwanderung zu einer Von-A-nach-B-Wanderung aufwerten würde, wäre folgende Idee: Nach Tag 2 tritt man keineswegs den Rückweg an, sondern legt noch eine Schippe drauf und wandert ostwärts über den Alauddin-Pass (3780m) hinunter zu einer weiteren Perle des Fan-Gebirges – dem Alauddin-See. Von hier gibt es eine befestigte Straße bis Sarvoda von wo man wiederum per Marschrutka zum Ausgangspunkt im Kishtud-Tal fahren kann. Im übrigen kann davon ausgegangen werden, dass man bei Bedarf einen Großteil der 30km (1240Hm Abstieg) auch von Autos mitgenommen wird.
Zum Abschluss noch ein paar hilfreiche Links: unsere Wanderung als gpx zum Download:
Sowie eine kleine, kompakte Beschreibung des Fan-Gebirges und natürlich die obligatorische App-Empfehlung für Offline-Karten und Navigation: mapy.cz
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